Vorwärts Nr. 2, 5. Jahrgang, Februar 1971

Gastarbeiter werden geschröpft 1970 gab es in Steyr rund Polizei nicht faul, dann sucht man· den 400 Gastarbeiter, heute sind es schon Sündenbock in der Regel bei den Gastmthr al.s .1200. · An. ,,9iesu <lµrchwegs. · arbeüem. Wenn a\>cr gewis~enlose fleißigen Bmschen.,und Mädchen.•haben „Ketler'' die ·eastarbeiter · übers Ohr sich · i"llfli' ·' gewi:ssenlose; Gieschäitemacher hauen; dann meint die .Polizei, das ginge herangemacht. Mit farbigen Prospekten, sie .nichts an, das seien „privatrechtliche" mit kleinen Geschenken haben sie die Sachen. au~ländischen Arbeiter zu Unterschrif- .----"---------------. ten bewegt. Das .Ergebnis: auf Jahre hinaus be'fri~tete Verträge zur Abnahme · von- Illustrierten: ,,Stern '', .Hobby• und andere deutschsprachige Zeitungen. Selbstverständlich wissen die . Gastarbeiter mit diesen Dingen ka-um etwas anzufangen. Aber wer fragt danach? Sie haben unterschrieben, sie sind vo•lljährig und ·damit ist dem Gesetz Genüge getan. Die Pol'izei, der mehrere dies;bezügliche Anzeigen zugegangen sind, spielt den HMen, der von nichts weiß. Wenn irgendwo in der Stadt eine 'kleine Auseinandersetzung ·zwische·n Gastarbeitern u_nd Einheimischen ist. dann ist die Jetzt f.st Koks da • Nun, da die Winterheizperiode doch schon zu einem gut Teil hinter .uni liegt, wird wieder von einer genügenden Koksvorratsmenge bei den Händlern gesprochen, Dabei wird allerding, ,,verfessen", auch zu eiwähnen, daß Koks derzeit pro hun• dert Kilo S 167.,40 kostet, während .er im Vorjahr noch um 114 Schilling angeboten wurde. Auch dieser Preisvtrgleich zeigt, daß die Teuerung trotz SPÖ-Regierung mit Riesenschritten vorangeht. Die Kommunisten hatten recht Steyrer Hallenbad hat sich bewöhrt .Im Wjnter Ski -fahren - im Somm~r ba<:len• - nach diesem Grund- ~atz von Landes-rat Franz Enge wurde Jahrelang der Bau des Hallenbades in· Steyr von der SPO-M<firhert ini Gemeinderat sabotiert. Erst als Enge in die Landesregierung ging, · konnte der Vorschlag _der KPÖ-Fraktion, der •Bau des Hallenbades, verwirklicht werden. Nun is_t das Bad ein Vierteljahr lang in Betrieb und man kann eine Zwischenbilanz ziehen. obwohl die Mehrheit im Gemeinderat dagegen war. Trotz Begeisterung über das neue Bad gibt es auch Schattenseiten : Die Badezeit In der Sauna war ZU kurz, sie wurde nun · ge~ndcrt. Die Sauna ist zü klein. Hier will man ver!,es~ern : det fast unbenützte Friseurraum soll in eine neue Sauna umgebaut werden. Umbauen ist überhaupt die Devise:_ Der _Wasserwechsel klappt nicht, Oberlaufrinnen müssen eingebaut werden, das alles aber kann man im Sommer, wenn das .Freibad offen hat, machen. Quadratmeterpreis 83.33 S Mit großem Propagandaaufwm4 haben die Steyr-Werke Im Dezember 1970 neuerrichtete Wohnungen für ausländische Gastarbeiter ihrer Bestimmung übergeben. Die Wohnverhältnisse sind jetzt wohl heuer geworden als in früheren Jahren, aber sie halten nicht jenen Versprechungen stand, mit denen man seinerzeit .jugoslawischen Arbeitern den Aufenthalt in Steyr schmackhaft gemacht hat. So bezahlen die Fremdarbeiter für einen Wohnraum im Ausmaß von drei mal drei Meter und drei Schlafstellen monatlich 750 S, wobei dieser Betrag den Leuten sofort vom Lohn ilbgezogen wird. Rechnet man pro Schlaflager und Bett einen „Wohnraum" · von drei Quadratmeter und einer Monatsmiete von 250. S, so ergibt dies einen Quadr~meterpreis von 83.33 S. · Man kann darüber streiten, ob der millionenschwere Steyr-Konzern ausländischen Arbeitern gegenüber sein „soziales Gewissen" hervorkehren soll _oder nicht. Dieses vergißt man nämlich sehr oft auch bei heimischen Arbeitskräften. Wenn aber Fremdarbeiter, der österreichischen Rechtslage .unkundig, von der Verwaltung der Steyr-Werke zur • Zahlung .. von derart astronomischen Quadratmeter- ·mieten veranlaßt werden, so grenzt di_es bereits an beispiellos dastehende Schröpferei. W<1llen die Steyr-Werke auf diese Weise die Baukosten ihrer ·Au.sländerwohnungen innerhalb kürzester Frist wieder hereinbringen? Daß das Bad in den ersten Tagen überfüfl.t sein würde, konnte jeder voraussehen, die Neugierde allein war Garant~, Abe·r da_s Bad .(st heute, ein Vierteljahr nach seiner Eroffnung, stärker freqllenti~rt als in den e·rsten Tagen. Das ist ~rch~ mehr der Eröffnungsrummel, das 1st rnd:t _mehr Neugierde, das zeigt vielmehr, daß Steyr das Hallenbad dringend gebraucht hat Die jahrelang verlachte Forderung der Kommuni,ten hat ein et"htes Bedürfnis der Steyrer vertreten, Zur Zeit · ist das Hallenbad nicht nur stark frequentiert, sondern auch trotz manchen Mängeln einwandfrei · hygie• n_!sch: Wenn di~ Besucher gehen, fängt fur die Froschmanner die Arbeit an : Mit Tauchgeräten s&wimmen sie unter ·die Hebebühne und reinigen sie, bis ein ~..i..i;;::::_.,r,r::~ exakter Wasserwechsel diese zwsätzliche i\rbei t erspart. Steyrer FPÖ will Wohnbau verteuern Ewiges Fortwursteln um Sanierung der Steyrer Stuhfürüc ken- Elektronengehirn kommt . Die Stadtgemeinde Steyr wird sich nach einem einstimmigen Beschluß des Gemeinderates am interkommunalen Rechenzentrum in Linz beteiligen. Der Computer aber wird nicht Personal einsparen. Im Gegenteil, in der Einführungs• zeit werden zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht Erst nach ungefähr zwei Jahren soll das Elektronengehirn wirklich rationell arbeiten. Die Gemeinderäte entschlossen -1ich, der städtischen Wohnbaugesellschaft ein Grundstück um zirka 2,5 Millionen Schil• llng zu verkaufen, den Kaufpreis aber bis zum Baubeginn zlnsenlos zu stunden. Bei Verzinsung oder zwangsweiser Sofortzahlung würden sich die Baukosten und damit die Mieten verteuern. ·oas sah sogar die OVP ein, u;,einsichtig zeigte sich der FPÖ-Mann, er oppo• nierte heftig ·gegen den Beschluß. Verständlich, in einer seiner Nebenfunktio~ nen ist ·der „freiheitliche" landesobmanri det•.l:iall.s• und ,Cwndbesitzef„Yerb.-nd.ei!i und diese Leute haben natürlich fiJt kommunalen Wohnbau nichts übrig. Eine Million Schilling werden wieder in die Reparatur der Stahlbrücken ge~ steckt, die Sanierung wird aber eine sehr beschränkte ~e,n. Der Verkehrsausschuß wird in einer seiner nächsten Sitzungen die Einhaltung von Sicherheitsabständen bei schweren Fahrzeugen auf den Brücken anordnen. Das ganze Flick• werk kostet viel Geld, eines Tages ·aber wird man nicht umhin können, die llrücke abzureißen und durch eine nl!ue zu ersetzen. Einen Wirbel gibt es manchmal im neuen Hallenbad. Teils weil die Preise zu hoch 5lnd, teils weil die Badezeiten · zu kurz sind. Kritiker wurden seinerzeit als „ewige Beuerwisser" verdilmmt. Nun· i~t die Stadtgemelhde wenigstens in einem Punkt zur · Einsicht gekommen: Die Sacna-Benützungszeit wurde bei gleichem Preis von 150 auf 180 Minuten verlängert, was den In Osterreich üblichen ·Zeiten entspricht.

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