Vorwärts Nr. 1, 5. Jahrgang, Februar 1971

Verkommt eine wertvolle Sammlung? Als Karl Steinparz, der weit- zuwenig Geld, jagt man, aber diebekannte Ornitholog, vor 'drei Jahren reibe Stadt hat in der Zwischenzeit starb, hat er sein Lebenswerk, seine für Kirchenorgeln und KirchenVogelsammfung, der Stadt Steyr hin- g/oc/:en das Vielfache car Summe ter/assen. Die Stadt dankte ·herzlich, a.usi,egeben, die für _die rcpräsentaman wälzte Pläne, v.10 man diese Live Aufstellung der Sammlung erRarität aufste/len sollte. Zuerst war fo.-derlich w.'ire. die neue Taborschule im Cespriich, Die Freunde von Karl Steinparz, dann entschloß man sich für Räume dem Mann, der im Dienste der . im _Neutorgebäude, r!irekt n{'?en d~rn OrnitholcgiP. die t,albe _Welt bereist -:H~smathaus - zwe1fe/los eine gun,: •. hat, sind beileilie · kelne···Kommust,ge Ste/le. nisten. Und doch sagte kürzlich einer Aber die Zeit vergeht und ma,'1 vbn ;hnen ganz offen: Wenn Steinhört nichts mehr von · der Sammlung, parz seinf: Sanimlung· der Stadt es wurde · ein Eröffnunr,stermin ge- Mosk;w geschenkt hätte, dann wäre nannt, im Oktober sollte die Samin• s-ie dort mit offene..; Armen auf- · . lung aufgebaut sein und der Öffent- genommen und präsentiert worden. lichkeit zugängig gemacht werden Aber Steyr liegt eben in Osterreich, (das war aber der Oktober des Jahri!s und hier dürfen im Gegensatz zur 1969). Seither sind 16 Monate v-er- UdSSR unschlitzbare Kulturgüter vergangen. Trotz großer Versprechung~n kommen, v.-eil für s1e „kein Geld cla ist nichts geschehen. Die Stadt liat ist". F. ß. J.11.uhantedAli hoxtJ'ilr Gerechtigkeit Vor wenigen Tagen fiel in den USA Faustkämpfers über dessen W&ißen die Entscheidung, daE am 8. März die- · Landsmann Jerry Quarry und über ses Jahres ein-e der bedeutendsten den Argentin ier Bonavena verteilte 8oxveranstaltungen der letzten zwan- der Nachfolger von Martin Luther zig Jahre in Szene gehen wird. An King, Negerpastor Abernathy, in der diesem Tag trifft im ,'v\adison Square Kabine von Cassius Clay Martin-Lu• Garden der zweifellos populärste ther-King-Medaillen. ·Zum selben AnBoxer der Nachkriegszeit, Cas,ius laß erklärte die Witwe des ermordeC:ay, alias Muhamed Ali. im Kampf tf:n BLirgerrecht,kämpiers, als sie Clay um die Weltmeisterschaft im Schwer- zu dessen Siegen beglückwünschte, gewicht auf den Titelverteidiger Joe den anwesenden journal isten: ..MuFrazier. Vor drei Jahren iHtlen die hamed Ali ;st ein Champion der GeRassisten dem erfolgreichen Neg.,,. rechtigkeit." Die „Time" erklärte, daß sportler den Weltmeistertitel am grü- aus CilY e'n „Märtyrer der schwarnen Tisch abgenommen. Erst nach zen Sache" rieworden sei. Ralph Aberharinäckigem Kampf ist es Clay i:;e- nathy erklä rt,! in der Kabine des SiPlungM, wieder in den Ring zurückzu- gers: ,.Clay ist ein ganzer Marsch kehren. Unterstützt wurde er von der n,ch vVashinglon." Bürgerrechtsbewegu.ig der USA. sowie von der gesamten Sportwelt. Nun i;t dem brillanten Boxer das Kunststück gelungen, innerhalb weni;,er Monatl' die schweren Hürden ;~,f dem We.~ zu diesem W/v\-Karnpf ir. rnuveräner ;'v\anier zu meistern. Er schiug seinen weißen Widersacher Jerry Quarr,• k. o. und l,1nde!e a11ch tiber den gefürchteten argentinischen Schläger Oscar Bonavena einC'n vielumjubelten Sie.~ in der 15. Runde. Nunmehr steh t dem K.impf gegen den regierenden Weltmeister Joe frazier ; der se inerseits kLirziich durch ei,ien eindrucks·,ollen K.-o .-Sieg über llob foster seine Qualiiäten unter Beweis stellte, nichts mthr im VVt•s!e . Diesen Kampf kann man a!s das her- .,u, ragende ,portliche Erf•ig11i s des Jahre , 1971 be;'. eichnen. Und doch bedeutet der WM-K,rn1pf CIJV oegen Frazier noch /11ehr als ni.Jr .\f)Ortlicht'! Superleistung zweier hervor;·agender f.wstbmpier. Die poli1i0,che Laufhahn von Cassius Clay, ,ein kompro·- •nißloser Kampf gegen den Krieg in V,etnam, se ine v\lehrdienstverweigerung und sPin Einsatz für die R,,.chte S':' in,,.r schwar7.en Brüder in den USA h,1ben ihn zum Fe ind der ~as,isten und zum Freund der um ihr Recht ,;ämpienden Neiaer Arner 1i< a, ~emacht. Nach den Sit'gen ci e, popuiären Im Jahre 1%7 gin.lZ: der Protest Gays gegr,n den Vietnamkrieg wie f"i n buiieuer durch die Weltpresse. 'v\uhamed flli, ·.vie er sich nun nannte, veu, eii,;erte vor der Mustcrungskommi ssion in Houston de!n Fohneneid ur.d da:nit den Dienst in der US-:\rmy. Seine Begründung; Er sei ;1icht bc:-'.ei :. sich an der Aggression in Vietri.111 zu beteiligen. Die be iden P!o,iboxbehiircier, dPr USA ~prachen ihm daraufhin den ·1964 er~ ;ungenen W"ltme istertitel ab. Wenig ;;pä,er verur!<: ille ihn ein Schwtuger,cht - sech:1 Männer. :;echs Frauen . zwölf Wei!5e - z;, fiini Jahren Zucht- ·hJus und 10 000 Dollar Geldstraie:. Da, Urlt>i! i-t b,;; zum heut ige·n Tag nicht au:gehob~n. den Htlftantidt verhinderte led i,1:i ici; e:ne hohe Kautior. Cas,iu, _C!Jy, 29 Jahre alt und Vater von dre : K,nd~ ~n, bes:ritt bisher · 31 Proribmpie, von denen er a!:e gewann. Von Studenten uber seinen weiteren Weg •und die Zuku11it ,einer l<irder befragt, antwortete Clay: ,.Vielleicht werde ,cri noch die Universi- . tät be;uchi;n. ,\·\e ine Kinder werden unter irc:ien Menschen leben. daran · giaube ,eh te :~ t, u,id d,Hum -~ve,de ir.h kämpfen. auch im Boxring. Ich bin ein K;impfer für dit• rreiheit meines \'olkes g<:vvord~ri. Das ist heuti;:; n1c1ne Prc,iess ion.' ' r • - • "••- ·· --- - ----------- Viel wurde· in der Budgetdebatte des Steyrer Cemelndera.tes . gesprochen, einige l.ußerungen sind wert, der Nacfavelt überliefert zu werden, nicht, weil sie treffend, sondern, i;,ci/ sie •· bezeichnend für den Geist ihrer.Sprecher sind• . Bürger.m~ister .Fe/linger:. Jeder Bür• get sieht. In den ireiwil/igen Leistun• gen der Stadt schon Setbstverständ- /ichkeite11. Keiner wJ/1 mehr für die Waren · der ·Stadt zahlen. - Und der SPÖ-Bürgcrmeis!er nennt das Kind beim Namen: Unter den Waren versteht er auch Wohnungen. Was unterscheidet ihn· da noch von einem .OVP•Mann? Harten Kurs p'ropagierl Stadtrat Kinzelhofer, Fraktionssprecher der SPÖ: Die Gemeinderäte aller · Fraktionen, die nicht der SPÖ angehören, sollen kuschen• . Kritik. ist . nur der SPO erlaubt, weil sie · die Mehrheit und d_aher auch die . ;,vo/Te Verantwortung" · trägt. · (Zwischenruf von · KPO-Cemeinderat Moser: ,,Die ' Kommunisten lassen sich das Recht der freien Debatte auch von der sta.rken SPÖ-Mehrheit nicht nMriieri!") Vizebür,germeister Petermayr: Dar~ lehen sind jetzt . .recht · tetier,' man ljätte schon früher - als es ;der Stadt noch . e'üt' ging ' - wichtige Bauvor-· hal?en .mit Kreditmitteln beginnen sq//en.. - Wunderbar;. daß .der .ÖVPPolitiker letzt daraufkommt, der"kom. muhistische Cemclnderat Moser hat <ks . schon vor sechs Jahren gesagt, aber da wurde er niedergestimmt. Für Heiterkeit sorgt immer die FPÖ~ Gemeinderat Dr. ·Gärbei ·verlanRt beschleunigten Ausbau der ,;Fachschule · für Miidchenl,eatbeitung" - gemeint · hat er die Mfidchenberufsschtile: _Nochmals Pr. Cärber: 60 dringende Fälle sind 'fürs Altersheim vorgemerkt, dort sterben aber .· pro Jahr nicht so viele Insassen, was soll· man da tu~? (Vielfeicr.t Dr. Gärber die ärztliche Betre11Ung .überlassen, denn wenn er als _Arzt .nicht tüchtiger wäre .wie als Politiker, dann w~re bald·genllg Pla.tz im Altersheim •• ;] Ah; da schau her! Vor nicht allzulanger Zeit hörte man aus Gewerkschaftskreisen, daß Preiserhöhungen zwischen zwei und drei Prozent iährlich quasi das Attribut fiir die Vollbeschäftigung seien. Na schön, wenn es auch nicht stimmt, so ist es gut erfunden. Zu diesen · Kreisen gehörte auch der Präsident der Kammer fiir Arbeiter und Angestel/te für W:en, Ingenieur Hrdlitschka. Von ihm hört man plötzlich ,:an:z andere Töne. Nrd!Jtschka :zitiert in einem Artikel in der „Presse"' aus einer Studfr, über lnflations/)ekJmplur.g, daß nunr:1chr „ der Erhaltung der Preisstabilität Prrorität zuerkannt werden müsse; ,:leichzeitili! aber ,weh das Risiko einer höheren Arbeitslosenrate in Kauf genommen wird'. Ach so! Zur Erhaltung der Vo/1be.<chäftigun,: muß der Arbeiter l'r"!iss erhöhungen in Kwf nehmen. lur Bekämpfung der Preiserhöhun!Z muß der~ selbe Arbeiler dann Arbeit.<lo.<inkeit in Kauf nehmen. Nein, Koilege Präsident, fo bnn man den Arbeiter„ nicht kommen!

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