Vorwärts Nr. 4, 4. Jahrgang, Juni 1970

Schon jahrelang ist e.!.ne der wichtigsten Forderungen der Gewerkschaft die An· gleichung unserer Löhne an die der westlichen Industrieländer. Trotzdem sind wir dem Ziel "Europalöhne" nicht den klein- -~ten Scµritt näher gekommen. Nicht ein• mal das Jahr 1969, ein Jahr der größten -Konjunktur, bei Rekordleistungen und sehr :guter Produktivitätssteigerung hat eine Verbesserung au! diesem Gebiet geprachtl _ . Im G.~genten, wir sind weiter zurUckge- .!allen, von vor!etzter auf die letzte ·Stelle! Wi.r tragec Jetzt, im Vergleieh 2lU e:lf In~ dustrleläridem. die „rote Laterne". Sogar · .Italleni das lange Zeit hinter uns ·war, ist vorgerückt. · Die ·!olgende Statistik beweist diesen traurigen Ruhm! Die . Arbeiterstundenlöhne (Grundlohn plus Lohnnebenkosten) in der verarbei• .tenden Industrie betrugen im Jahre 1965 in Schilling; USA Schweden Norwegeµ Dänemark Westdeutschland Luxempurg :Belgien· Frankreich Italien · Großbritannien Österreich .. · . : 81,25 50,55 39,70 39,55 39,45 35,- 33,70 33,- 32,25 32,20 29,60 Aber nicht nur das Lohnniveau österl'eichs , llegt ::;o weit zurück. Dasselbe gilt !Ur das· · Volksefukommen (Zahlen von 1968), ~er liegt Ifulien zwar noch hinter uns, aber auch das ka.'1n uns nicht befriedigen. Das Volkseinkommen pro Kopf (in Dollar berechnet): Schweden Dänemark Frank,reich Lu.xemburg Belgien DBR östorreich Italien ·2410,- 2025,- 1880,- 1780,- 1700,- 1665,- 1152,- 1080,- Wenn man berücksichtigt, daß in dieser Aufstellung auch alle Manager und hohen Beamten enthalten sind, so zeigt sich, daß österreich trotzdem weit unten in der Skala · steht. Damit bestätigt sich noch einmal, ' daß Löhne ,md Gßhälter in unserem Lande ziemlich am Ende unter den kapitalistischen Ländern rangieren. Sozialpartnerschaft ·- Parltä tlscbe - ·Stillhalteabkommen! Was sind nun die Ursachen dieser Entwfcklung? 25 Jahre Aufbauarbeit, 25 Jahre Gewerkschaftspolitik uri.d eine solch trau• rige Bilanz. Wobei gerade in letzter Zeit (vor Wahlen erfährt man so manche Wahrheit) aufgezeigt wurde, daß es noch . immer über 500.000 Österreicher gibt, die in tiefster Annut leben, gleichzeitig aber die Anzahl der Millionäre immer mehr ansteigt. Allein von 1965 auf 1966 stieg ihre Zahl von 5141 auf 5670, davon 614 Multi• inillionäre mit EirJcommen bis 5 Millionen jährlich. (Natürlich nur ausgewiesen. Die Red.) Ohne au! die vielen Einzelheiten el.nzu• gehen, die vorangegangenen Tatsachen beweisen, daß die Gewerkschaftspolitik der Sozialpartnerschaft, der Paritätischen Kommission und der Lohnstillhalteab• kommen nur eine Umverte~lung des Ein• kommens zugunsten der Unternehmer, der Reichen, .der Kapitalisten, brachte. Die bisherige Gewerkschaftspolitik: bringt uns zwar ein Lob vom Multimil• lionlir Mautner-Markho! ein (so wie vor kurzem in der Bundeswirtscha!tskammer, Die Red.) aber sie bringt uns keine Eu. !'Opa.löhne und sie bringt uns nicht von der letzten Stelle der Lohnstatistik weg! Wo bleiben die·Europalöhne? • Was wollen Sie denn 1 ·Wir haben dodl ei ne gerechte Arbeitsteilung. Sie füttern und ich melkel" Gipfelpunkt derHeuchelei SPO und npolltische Olffdmierungen• ... Nun hat sich der Landesparteivotstand der SPO Oberösterreichs im Fall Öllinger-Kreisky zu Wort gemeldet. Das hätt~ et nicht tun rollen. Oberösterreichs SPÖ . erklärt, daF., dil! Landes1nrtei hinter Kreiskv steht, der bekanntlich den ehemaligen ss.Führer öflinger zum Landwirtschaftsminister der ersten österreichischen SPO•Alle/ntegierung bestellt hatte. Mittierwelle ist 0/tinger zurückgetreten, und Krelsky war, als er 0/linget zum· Minister erkoren hatte, nicht nur. von katholischen Kreisen, sondern auch innerhalb der SPO heftig kHtisiert worden. · Jetzt stellt die SPO von Obetöstetteich fest, daß Kreisky keineswegs im Alleingan,:: gehandelt habe, :!onderrt daß et auch mit den Sozialisten Ober- . österreiChs „einer Meinung" war, als et den SS•Führer 0/linger in sein Kabinett nominiert hatte. Die So,;ialisten Oberösterreiths, heißt es in einer offiziellen Erklärung des SPÖ-Pressedienstes vom 26. Mal, .~ihd „seit /eher gegen politische Diffamierungen aufgetreten~, es sei denn, ,,die betroffenen · Personen hatten sich Verbrechen zuschulden kommen lassen . • :• Man muß die6en letzten Satz mehrere Male feien, um das Ranze Ausmaß dieser Heuch elei zu erkenneh. Efinnern wir uns fllit zwei Jahtzehnte zutück: Beim Oktoberstreik 1950, als die österreichischen Arbeiter gegen den vierten Lohn-Preis-Pakt der damaligen Koalitioilsregierun~ die Arbeit niederlegten, als die Arbeiter der Vöest und der ESC irt Llhz, die Arbeitet Von Steyr und Ranshofen auf die Straße gingen, um gegen die f'reistreiberei zu protestie• ren - wurde ein Musterbeispiel von politischer Diffamierung und Disktirt1inierung gesetzt. Langjährige Betriebsräte und Cewerksthaftsflinktionii.re wurden, nur weil sie Kommunisten waren, auf die Straße gesetzt, aus Betrieben und Funktionen ent(e;nt, zur Arbeitslos_igkeit vetufteilt. Die ausgeleierte Lüge vom ,./>utsch..,r,ier ,.. KPÖ" mußte h.echalten, um diesen nackten Terror zu 1echtfertigen. Obwohl in Linz und in Steyr neben Kommunisten auch führende SPOCewerkschafter (Wie der heutige lerttralbetriebsratsobmahn der Vöest, Abgeordneter Brauneis, r..:nd der )legenwiirtige Albeiterkammerptä.~idMt Schmid/) am Protest gegen den vierten Lohn-Preis-Pakt aktiv te//gel'lommen hatten, fand die SPO den fvlut., bis heute an der Putschlüge vom Oktober 1950 festzuhalten. • Vie/e hunderte J,tbeiter, Kommunisten und Wähler der , Gewerkschaftlichen Einheit, wurden damals lrHtlös ent//!Ssen, und ein SPO-Abgeordneter r,ab sich sogar als Vertreter der Scharfmac/1erdirektion in d.er seinerzeitigen Vöest-Führunk her. SPO-Pr,litiket höchster Stel_le unte;stützten den Hinauswurf verdien ter und aktiver kommunistischer Gewerkschafter aus dettl . OCIJ. Die SPD triumphierte, weil politische Dlflamlerurig und Terratmaßnahmen fröhliche Urstilnd feierten. So war es vo; zWailziit Jahten , Und /J eute lesen wir in e iner Stellungnjhme des SPO-lande~pattefvorstande:s Oberö stc:rreich, da/! die Sozia!i,ten Oberösterreichs „seit jeher gegen politische Diffamierung" aufgetreten sind. SS-Fühter wie 011/nger finden _in unserer „Demokrstle" eben mehr Schutz als kömmuni,iische Betriebstilte und Gewerkschaftsfu,,ktioriäre. Die SPO Obetösterteichs hal zum Fall K;eisky-01/inger eine Stellungnahme abgegeben. Wie gesagt: Das hätte sie nicht tun sollen ...

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