Vorwärts Nr. 2, 4. Jahrgang, Februar 1970

Nichts übrig für Steyrer Wohnbau? Seltsame Haltung der Direktion der Steyr-Werk~ . Die Direktion der ~teyr-Werke scheint für einen betriebseigenen ·Wohnungsbau nichts übrig zu haben. Di'es gehl aus einem Artikel .hervor, der kürzlich im Nachrichtenblatt des Arbt!iterbetriebsrates der Steyr-Werke, das unter der Patronanz der SPÖ-Mehrhei-t erscheint, zu lesen war. Darin muß sogar die sonst sehr zahme SPO unter anderem fest~tellen, .daß die Firma im wesentlichen ·. überhaupt · nicht . daran interessiert wäre. Wohnungen . · zu bauen•. Dies ist für die Steyr-Werke-Direktion uni so beschämender, nachdem die WAG in deren Auftrag seit einiger Zeit wied·er gegen etliche Mieter von Müriichholz, d ie im Lauie der Zeit durch famil iäre Umstände und Veränderungen nicht mehr als Werkangehörige gelten, vorgehen, und diesen die Wohnung streitig machen mu'ß, wobei man sich auf ein Abkommen beruft, wonach den Steyr• Werken für einen Teil der WAG-Wohnungen das Einweisungsrecht zustehen soll . Anstatt daß die . reichen Steyr-Werke bereit wären. entsprechende Mittel für den Wohnungsbau zur Unterbringung von Werkangehörigen beizustellen, begnügt' rrian sich damit, geg':_n ~in p_aar Mieter :kleinliche ·und. fragwurd,ge Kundigungsprozesse zu führen, um ~ielle!cht durch deren Mürbewerden- (es 1st nicht jedermanns Sache, sich bei G~richt herumzuschlagen) ab · und · zu erne Wohnung · frei zu .bekommen. Eine völlig unbegreiflich~ Haltung nimmt hierzu die Stadtgemeinde Steyr e in. Es ist eine Tatsache, da& - die von Brauneis und Schmldl .,Putschisten"? Die SPO hat auch in diesem Wahlkampf wieder die alte Putschlüge vom Jahre 1950 aufgewärmt, indem sie neuerlich behauptet, beim Oktoberstreik 1950 hätten die Kommunisten einen „ Putsch" geplant, Geracle in Oberfüterreich ist diese Behauptung besonders dumm, und sie schlägt der SPO ins eigene Gesicht. Beim Abwehrkampf gegen den vierten Lohn- und Preispakt standen niimlich Sozialisten, Kommunisten und Parteilose zusammen und der Kampf wurde einheitlich gefülirt. In Linz beteiligten sich auch der heutige Zentralbetrieb.q-atsobmann der Vöe ~t NR Brauneis und viele andere SPFunktionäre an Streik und Demonstration. In Stei•r war damals der heutige Präsident der Arbeiterkammer Schmid/ am Abwehrkampf der Arbeiter gegen die Ausplünderun~ durch den vierten Lohn- und Preispakt beteiligt, und auch der damalige SPLandesrat Kalb erklärte sich mit dem Kampf der Steyrer Arbeiler solidarisch. Zu dem Putschgeschwätz der SPÖ muß man also fragen : Sind Brauneis und Scl,midl · auch Put~chisten? der Stadtgemeinde seit Krieg~ende neuerrichteten·, WohiH.ln'gen· turn " überwiegenden Teil· an · -Angehörige·· der · SteyrWerke vennietet - wurden„ Aber anstatt mit den Herren der· Steyr-Werke-Direktion hins ichtlich· deren :unwürdiger Vorgangsweise · gegen · Mieter der -Siedlung Münichholz · ein erstes Wort tu · reden, schweigt · man; · Di~ •_einzige .;Hilfe.#. •die man -von seiten . der , Stadtgemeinde ein·em beärohten ' Mieter ·aus ·Milnlchholz zuteil werden· ließ, war die · kostenlose Beistellung e_ines Rechtsanwalt~, der· den· Prozeß -. gegen WAG ,md SteyrWerke . führ.en. s.oll. . Die Haltung der St~dtg~meincle .Steyr ist. Ulll so • vny1,r• standlicher, als · man · genau wei~. ·daß ein ·großer Teil der -MitglH!der des Steyrer . Gemeinderates, .insbesondere ·der SPÖ-Mehrheit, · Angehörige der Steyrc Werke sind. · · Sind Steyrer Rentner keine Menschen? Direktion des Werkes lehnte jahrelang Reparatur von Werkwohnungen ab Wenn fremde Gäste na ch Stevr kommen, ze i3t n1ctn · ihn e:1 g<!rn d;e Ne ubauten in den versch iedenen Stad :- vi ertein . Unbek,innt s-i ncl jedach vie: e n cl:e Wohnverhä!tnisse je ner .'\rbt> -tr r und P.ensionisten. d ie se- t lU und 40 Jahren in den S!ei•r-\'Ver~en lw- ; chäitigt war en und i!'l ,1!:e n Wer ~- wohnunge n hall ,en. Es ha:1de!r <c::, hier urn 8ogenann ' e Bloc~h :.iu ; t•r . u :11 barackenäh11 li che . e benerd ige Gi,bilt(,e, wi e 6ie zum Teil in de r Zei t Jo,d Wcrndis ge,chaffen wurcle!'l . Do n wohnen noch immer vie 'e ält ~re Le ut e . • Ihre Klagen . cläl> d ie H;iu se ; ,1 ll m<l :1lich ver fallen und daß be isp ,el swe, se ei re Fußböden ve rfau len , fan:l e n he : ·oe r Direkt ion d er Steyr-Werke ke in Gehii r. Das We rk leh nt e seit Jahren selb, t · die d ringe nch!en Re pa rat u ren ab. \ -\·an is: d ahc~r e r~ ta unl. , venn n1 ~n ;i c hl. da ß d ie c;t eyr-\,\ 'e r~p in :t'tzt er Zei t in de n len<t e he nc! en Wohnu ng,: n d :e- ,er Hä u, e r •\ da pt ier un g., .u!ie ire n ci u rc hfiihre n . De r Zwec!, d ie,e r .\,\al; nahrnen: .\ tJ n !w nö ti g: d it• Wohnräume für Gas t- ,1r be:te r, die nac h Steyr komme n. D:1• a iren :\ rbe ite r sind der Meinung, cJ.i f, Fr emdarbei te rn zweifellos e in An·· rech t auf ein 1n t' 1H,chenwürdige-s Wohnen gebührt. sie irag en aber gleichzeit :g, ob nicht d ie angestammte,, Steyr- ,\rbP; ter ebe n i;d!s e in Recht auf orde ntliche Wohn unge n · Lesi tz e n. Die Arbet • :~r und ihre Fami lien, die jahrzehnte· lang i:i d iesen alten Häusern_unter denkbar &ehlechten Be d·ingungen wohne n. wo llen schl ießl ich dUCh als Me nschen behandei t werden Eine bedeutende .\\ itschuld dn d ie sen Zu ständen , r:i gt die SPÖ-Mehrhei t 1111 Betr ;e bsra t. D ie Betriebsräte haben ,ich ;n d e r Ve rgangenheit niemals darum "e - kü mmer t. wie die Arbei:er in den al te n We rkwqhnu:; gen hausen, vor dene n sich be i Regenwe tter der Dreck knöche lt iei an_;arnmelt. Viele 1\rbeiter haben die sen „ Wolrnko,nforr· st illschweigend zur Ke nntnis genommen, weil ~ie froh waren , in Unterküniten der Steyr-Werke zu wohnen , und nicht ri;k ieren wollten. durch wiede rho it vorgetragene Beschwerden da , Dach über dem Kopf zu verl ie ren.

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