Vorwärts Nr. 1, 4. Jahrgang, Februar 1970

deshalb hat die SP-Führung noch nie, in keinem einzigen Fall, ernsthaften Widerstan c gegen die Aushöhlung der verstaatlichten Industrie, gegen die Auslieferung von Betrieben an ausländisches Kapital geleistet; deshalb haben die Führer der Sozialistischen Partei noch nie eine Initiative für di e Abschaffung der völlig ungerechtfertigten Privilegien ergriffen, die Minister und Spitzenmandatare haben: die Steuerfreiheit ihrer hohen Gehälter, die Ministerpensionen, die nach drei Jahren, unabhängig vom Lebensalter, fällig sind, hohe pauschale Zuwendungen und anderes. Der Bundeskanzler erhält immerhin ein Jahresgehalt mit Wohnungsentschädigung und Amtspauschale von 588.980 Schilling. Ein Minister bekommt 498.820 Schilling jährlich. Die Spitzenmandatare der Sozialistischen Partei wollen nach dem 1. März unter allen Umständen wieder in die Regierung, mit dem ausdrücklichen Ziel, ihre Politik der Sozialpartnerschaft verstärkt fortzusetzen. Sind Sie, liebe Kollegin, lieber Kollege, nicht mit mir einer Meinung, daß bei dieser Haltung der SP-Führer eine Opposition von links notwendig ist? Ein solches Gegengewicht gegen das ständige Nachgeben vor der ÖVP sind nur die Kommunisten. Sie sind die einzige wirkliche Opposition von links. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich mich mit diesem Brief an Sie wende und um Ihre Unterstützung bei der Nationalratswahl am 1 . März ersuche. Gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung. Ich komme selbst aus einer Arbeiterfamilie und bin in einem kleinen Industrieort aufgewachsen. Deshalb kenne ich das Leben und die Sorgen der arbeitenden Menschen aus eigener Erfahrung. Die Sorgen des Tages und auch jene größeren, die so drücken : die Sorgen um die Erhaltung des Arbeitsplatzes, um den sozialen Aufstieg, um den Frieden in der Welt, um eine glücklichere Zukunft der jungen Generation. Wir Kommunisten sind ein Teil der österreichischen Arbeiterklasse, als solcher fühlen wir uns und danach handeln wir. Als Spitzenkandidat der KPÖ kann ich Ihnen - liebe Kollegin, lieber Kollege-versichern, daß wir bei allen unseren Tätigkeiten keine anderen Interessen im Auge haben als die der Arbeiter und Angestellten unseres Landes. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, mit der Sie, wie ich hoffe, diesen Brief gelesen haben_ und verbleibe mit bestem Gruß Ihr Franz Muhri

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