Vorwärts Nr. 1, 4. Jahrgang, Februar 1970

FRANZ MUHRI Vorsitzender der KPÖ, Spitzenkandidat in den oberösterreichischen Wahlkreisen Liebe Kollegin, lieber Kollege! Ich wende mich heute als Vorsitzender der KPÖ und als Spitzenkandidat in Ihrem Wahlkreis an Sie. Die KPÖ ist in Österreich eine kleine Partei und vielen Angriffen, auch Verleumdungen, ausgesetzt. Vielleicht ist aber gerade das ein Hinweis darauf, daß wir Kommunisten für die arbeitenden Menschen unseres Landes von Bedeutung sind. Sie erinnern sich sicherlich daran, daß die Kommunisten in den Betrieben, den Gewerkschaften, überall dort, wo sie sich Gehör verschaffen können, stets als erste und am konsequentesten die Forderungen der arbeitenden Menschen nach mehr Lohn, gegen die Teuerung, für den Ausbau der Sozialgesetzgebung, gegen die Steuerlast, für den Schutz der verstaatlichten Betriebe erhoben :haben. Manchmal hat es lange gedauert, bis unsere Forderungen auch von den Gewerkschaften und der SPÖ aufgegriffen wurden, aber immer wieder waren wir die Sprecher der Arbeiter und Angestellten und werden es auch in Zukunft sein. Allerdings hängt die Wirksamkeit unseres Auftretens nicht zuletzt davon ab, wie viele arbeitende Menschen sich diesmal entschließen, uns zu wählen . Wir Kommunisten können deshalb eine entschiedene Arbeiterpolitik betreiben, weil wir von der kapitalistischen Klasse, gegen die ja jedes Stück Fortschritt durchgesetzt werden muß, völlig unabhängig sind. Die Führer der Sozialistischen Partei betrachten sich als „Sozialpartner" der herrschenden Schichte, der Reichen, der Industriellen und sonstiger in- und ausländischer Kapitalisten . Als Partner wollen sie dem anderen Partner natürlich nicht weh tun. Deshalb stimmen die SP-Vertreter in der Paritätischen Kommission immer wieder Preiserhöhungen zu; deshalb sagen Kreisky und andere SP - Führer schon jetzt, daß es die längst fällige Lohnsteuerreform auch dann nicht geben wird , wenn die SP wieder in die Regierung kommt;

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