Vorwärts Nr. 4, 3. Jahrgang, August 1969

OPPQStTtON IM STEYRER GEMEINDERAT Die „Mohrenwäsche" des $teyrer Stadtsenats - Relsebila nz der „Spese11-Europfter" Wohlbehalten ist die Steyrer Reisedelegation von ihrer Skandinavienreise zurückgekehrt. Die Herren des Stadtsenats (SPÖ+ÖVP) sind von ihren Eindrücken begeistert. Was jedoch die Leute darüber reden, freut sie weniger. Denn die Steyrer Bevölkerung hat absolut kein Verständnis für die Reiselust ihrer Stadtvät er. Sie kritisieren den unerhbrten Aufwand und nennt ihre Stadtväter " SPESE~1JEUROPÄER 11 , Das war den Herren im Rathaus zuviel. Sie beriefen eine Pressekonfernz ein und versucht~n an sich eine,Mohrenwäsche vorzunehmen, was allerdings gründlich da.."'1.ebengegangen ist. Ein europäischer Rekord Einberufen wurde die Skandinavienreise, so erklärten die Offiziellen,vom "Rat der Gemeinden Europas 11 • Insgesamt leisteten 70 Kommunalpolitik.er aus ganz Europa dieser Einladung Folge, nicht weniger als 14 kamen allein aus Steyr. Das ist ein Rekord, der wohl nicht so bald gebrochen werden kann. Die Leute sagen, die Delegation hätte eine Viertelmillion gekostet.Dagegen "verwahrt II sich der Stadtsenat und stellt fest, pro Mann und Nase hätte der Spaß" nur 11 . 12.000 Schilling gekostet. Jeder Nordlandreisende hat auf Kosten der "Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft der Stadt · Steyr" eine neue Reisetasche bekommen. Dazu Magistratsdirektor Dr. Enzelmüller: "Unsere Stadträte haben keine anständigen Koffer, das w-urde im Vorjahr anlässlich einer anderen Reise festgestellt." Dazu unsere Information: Keiner der Senatsmitglieder hat ein geringeres Einkommen als mindestens 7000 Schilling pro Monat.Einige haben 10.000,- bis über 20.000 Schilling im Monat. Mit diesem Einkommen m--ißte man sich eigentlich s e lbst einen Koffer kaufen können. Was ist nun a.us dieser Reise Positives herausgekommen? Die Senatsmi tglieder waren in DÄNEMARK, in SCHWEDEN und in NORWEGEN. Sie haben dort moderne Bauten, Straßen und Luftschutzl<eller gesehen. Bilder dieser Einrichtungen finden s ich in j e d e r Illustrierten. Man braucht dazl.l keine 14-Mann-Rekorddelsgat i o n hinzuschick en. Man hat 11her~liche Kontakte"zu den divers e n Bür ge rmeistern hergestellt. Das ist recht erfreulich,aber war dazu d e r Aufwand er f o r derlich? Die KPÖ und di e 11Neue Zei t " h a t in ihrer Kritik an der Reise festgestellt, sie sei entschieden zu aufwendig ~ ,- ~- -·· ·· ·-··-· --· --·-·· ·•·· -··· . .. . . . .. .. -·· ··· · .. ....1 f 90 Schilling pro GWG-Mieler! · ; I 1 ; o· N Z . ,. ' · 1 · - 1 ! 1e „l eue elt senne) ~e:nerz e!r, 1 1 die Riesende!egat i on werde jeden 1 : GWG-Mieter 90 Sch illin g kosten. Das \ : wird en t rüstet in ,\brede gestellt, denn, 1 : so sagen die Ve rantwortlichen , di ese 1 1 Gelder waren nie für den \-Vohnbau be- i t • • • • ! ; stimmt, sie stammen aus einem „ Repra- 1 • sentationstonds ". Aber da die GWG eine l gemeinnützige \•\'.ohn ~ng~g<'. sell sch.if t ist, l : so ll te !- 1e e- igen tLch \ \'onnun gen ba uen ! t st ;;tt zu ,,reprasen t ieren '· _ ' gevvesen. Dieses Argument konnte auch die "Mohrenwäsche" des Stadtsenats nicht entkräften, im Gegenteil, nun wurde erst so richtig klar, wie manche Mandatare mit öffentlichen Geldern umgehen, die eigentlich für den Wohnbau verwendet werden sollt e n.

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