Vorwärts Nr. 4, 3. Jahrgang, August 1969

"Sicherlich haben Sie schon davon gehört, daß man den österreichischen Gewerkschaftsbund mit einem schlafenden Riesen verglichen hat. Sicherlich wissen Sie auch, daß man den Gewerkschaftsbund . deshalb einen schlafenden Riesen genannt hat, weil er von seiner riesigen Kraf-t -überhaupt keinen Gebrauch macht. Der Gewerkschaftsbund .schläft schon lange und sehr tief. Das hängt damit zusammen, daß er schon seit Jahren ein besondtn's starkes Schlafpulver nimmt, und zwar das Schlafpulver der Marke "Sozialpartnerschaft". Natürlich paßt das der ÖVP-Regierung, die sich nicht geniert brutal die Klasseninteressen des Kapitals durchzusetzen, was ihr aber nur gelingen kann, weil die Gewerkschaftsf'li.hrer -auf die Sozialpartnerschaft ·schwören. Die Linzer Zeitung, die das Schl~gwort vom schlafenden Riesen erfunden hat, hat damals hinzugefügt, daß diejenigen, die für die arbeiter- und konsumentenfeindliche Politik verantwortlich sind, davor zittern mögen, daß der Riese erwacht und d.ie Arbei teDSchaft ihrer Kraft bewtlßt wird. Genauso wie im Gewerkschaftsbund ist es auch in der Arbeiterkammer, wo die Arbeiterkammerräte der SPÖ, der ÖVP, der FPÖ und die Parteifreien gratis die Schlaftabletten der Sozialpartnerschaft verteilen. Bei den kommenden Arbei terkamrnerwahlen geht e:s unter anderem darum, ob der Gewerkschaftsbund- und die Arbeiterkammer noch länger ·schalfende Riesen bleiben oder zu aktiven Interessenvertretungen der Arbeiter und Angestellten werden, wie es die Gewerkschaftliche Einheit verlangt." Jedes Stehenbleiben bedeutet lurückbjeiben! Eine Reihe Forderungen sind durch die rasche technische Entwicklung bereits fällig, der Kampf darum muß auch in Zukunft wciteri:;eführt werden. e Die Löhne m1d Gehälter miissch eine solche Höhe en-eichen, daß sie ein modernes Leben gewährleisten. • Die Lohnsteuerreform ist vordringlicl1. e Die Arbeitszeitvel'kilr.rung· darf nicht ,:erwässcrt .werden. sontlern muß eine echte He-mbsetzung auf 40 -Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich bringen. e Die Unterscheidung zwlscheu Arbeiter und Angestellten ist bereits überflib-sig. Die Anglei-chw-ig der Rechte der Arbeiter ·an die der Angestellten muß erreicht werden. e Da im vorgerückten Alter öfter minder entlohnte Arbeiten verrichtet werden müssen, -sind gesetzliche Sicherungen für die Heranziehung der ir..i.nstigsten Bemei;sungsgruudlage filr die Rentenberechnung zu treffen. e Die Bestimmungen zur &rechnung der PensiQnsdynamik sind noch unbefriedigend. Die Dynamik muß voll wirksam werden. . e Die Anrechnung von Zeiten des Krankenstandes und der Arbeits• losigkeit al8 Versicherungszeiten. · • Erhöhung der Witwenpensionen. • Herabsetzung des RenfonaUers rür die Friih.reute bei Frauen. Und ,iele andere sozialpolitische ForderungeLt. Für höhere Löhne Gegen Preistreiberei Liste 3 Gewerkschattllche Einheit

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