Vorwärts Nr. 3, 3. Jahrgang, Juni 1969

ARBEITERKAMMER scheiterte an -Sozialpartner$.Chaft Die Arbeiterkammer hat das Recht der Begutachtung aller Gesetzesvorlagen o Dadurch hat sie die Möglichkeit, bei allen wichtigen Fragen im Interesse der Arbeiter und Angestellten auf die Tätigkeit des· ·pa~i~ents und der Landtage Einfluß zu nehmen~ Auch das Recht auf Ausarbeitung von Gesetzesvorschlägen eröffnet der Arbeiterkammer einen großen Wirkungskreis in Wirtschaft und Politik. Die Arbeiterkammer ist ihrer Aufgabe im wesentlichen nicht gerecht geworden. Sie hat die ihr zustehenden gesetzlichen Möglichkeiten nur zum Teil genützt. Der Grund für die schweren Mängel in der Tätigkeit der Arbeiterkammer ist vor allem, daß die Mehrheit der Arbeiterkammerräte die Interessen der Arbeiterschaft der Politik der Sozialpartnerschaft geopfert habeno Dies gilt für die Arbeiterkammerräte der SPÖ genau so wie für jene der ÖVP und der FPÖ als auch für die "Parteifreienn. Die Hauptverantwortung fällt auf die SOZIALISTEN, verfügen sie doch m den Arbeiterkammern über eine starke Zweidrittelmehrheit~ Was nützen einstimmige Beschlüsse in den Arbeiterka.rrtmern, die den Forderungen der Arbeiterschaft entsprechen, wenn die Arbeiterkammerräte , als Abgeordnete im Parlament, über Auftrag ihrer Partei für Gesetze stimmen, die sie in der Arbeiterkammer selbst abgelehnt haben. Die KPÖ tritt entschieden gegen eine solche Politik auf, die den Unternehmern nützt und den Arbeitern und Angestellten schadet~ Paritätische hängt uns den Wurstkorb höher Die Paritätische Kommission ist ihrem schlechten Ruf auch Mittwoch- aberid wieder gerecht geworden, wonach je~ desmal empfindliche ·Verteuerungen b~ schlossen .werden, wenn die paritätj4 sehen Preistreiber zusammentretens Diesmal war es ·die Wurst , Paritätisch wurde · beschlossen - also mit ·den Stimmen der . SPO; der Arbei• terkammer :und des 0GB :..., Frankfurter per Kilo um 2.50 S zu verteuern, Extra• wurst ebenfalls um 2.50 S~ Pariser Wurst um 3 S, Knackwürste werden ·um 2.50 S teurer, Leberkäse uin ' 2 S, runde Extra~ wurst um 2 S. Augsburger werden um 2 S teurer, Braunjcbweiger um 1 S und dürre Wurst und Klobassen um 50 Groschen. Nur der Preis des „Burenhäutls• bleibt unverändert . .• Die Verteuerung beträgt bis zu 8,5 Prozent. Sie wird mit der durch deu neuen Lebensmittelkodex verlangten besseren Wur,itqualität begründet. Auf die Idee, den weitgehend mechanisierten Wurstbetrielren den Profit zu beschneiden und - ausnahmsweise - nicht die Verbraucher, sondern Produzenten zur Ader zu lassen, ist man in der Paritätischen offenbar gar. nicht gekommen. Wohnungserwerb für junge Leute Was kostet eine Wohnung wlrldicli nach der Wohnbauf6rderung 1968t Wenn Junge Mensch<!n sich ernsthaft um eine zeitgemäße Wohnung_ bemühen, werden sie einige Oberraschungen erleben. Die von Ihren Urhebern gepriesene neue Wohnbauförderung 196.8 ist in der Praxis ein langer Weg und ein kostspielige, Unternehmen. Eine vom Pressedienst der Zentralsparkasse herausgegebene Zusammenstellung zeigt du nüchtern und in nachprüfbaren Zahlen. Die Kosten für eine 70 Quadrat• metet große Wohnung werden mit 238,000 S Baukosten und einem bsscheiden gehaltenen Grundanteil von 35,000 S eingesetzt 10 Prozent Baukosten und der Grundanteil machen 58.800 S aus, die sofort auf den Tisch zu legen sind. 71 .400 S sind ein wel• terer gesetzlich erforderlicher dreißigprozentiger Antell des Wohnungs• werbers. Diese muß er sich bei der Sparkasse oder Bank als Hypothekendarlehen besorgen, soweit er sie nicht in bar hat. Der Rest von 60 Prozent ist dann das Darlehen vom Wohnbaufonds für die Einrichtung der Woh,. nung rechnen die Sparkassen 61.200 s. . Um überhaupt an eine sofdic Wohnungsbeschaffung zu denken, Ist es erforderlich, durch fünf Jah... -monatlich 1000 S als Prämiensparen . zu güris~geri Zinsen und 400 S Im Rah• men des Familiensparens lß die Sparkasse einzulegen. Für dle sofort fälligen Ausgaben sind weitere 21.170 S ·nötig; die al, normaler Kredit aufgenommen werden. Wenn alles klappt, dann fallen für den Wohnungswerber folgende mo• nadichen Kosten an: S 415 für den Kredit, S 499,80 für das Hypothekendarlehen, S 238.- für das Darlehen des Wohnbaufonds, S 270.- für Betriebskosten, Instandhaltung und Vcrw.iltung. Das ergibt eine monatliche 2.ihlung von S 1422,80. Alle diese Kosten sind nach dem österreichischen Durchschnitt berech - net, und bei allen die günstigsten Kreditmögl ichkeiten. Ein junges Ehepaar muß dabei zum Beispiel eine Wartezeit von mindestens fünf Jahren auf sich nehmen. Nur dann wird das Prämien• und .Familiensparen ausgenützt. bei welchem in gleichen monätlichen ··Raten fünf Jah re lang insgesamt 84.000 S ei ngezahlt, dann aber 99.ooo· S abgehoben werden . können. Wer nicht fünf J~hre warten kann oder ·· will, muß diese 99.000 S auf den Tisch legen können. . ·· So sieht also die „soziale · und fa. miliengerecht.e" Wohnbauförderung · tatsächlich aus. Es erh ebt sich d,e frage, wieviel junge Men~chen . wirklich imstande sind, -diesen Weg zu gehen und die notwend igen Geldmittel auizubri ngen . ·

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