1. Der I.Mai nimmt unter den amtlichen 13 Feiertagen, die es in unserem Lande gibt: eine besonde re Stellung ein.Er entspringt keiner kirchlichen Tradition , sondern w u rde von den arbeitenden Menschen erkämpft. Als er vor acht Jahrzehnten das erste Mal gefeiert wurde. bedeuteten die Kundgebungen am I. M A I praktisch einen politischen Generalstreik. Heute ist das anders und es besteht die Gefahr, dass der I.Mai seinen eigentlichen Charakter verliert. Beim ersten I .Mai , der international begangen wurde: spielte,. die Forder·ung nach der:n ACHTSTUi'-JDENTAG eine entscheidende Rolle. Heute, nach einer gewaltigen t:..ntwicklung der Technik und damit der Arbeitsproduktivität steht der Kampf um die 40 Stundenwoche auf der Tagesordnung. Und die Unternehmer wehren sich gegen eine Arbeitszeitverkürzung mit ähnlichen PLrgumenten wie vor Jahrzehnten. Am I. Mai demonstrieren wir · ·für eine Verkürzung der Arbeitszeit mit v oilem Lohnausgleich. Beim ersten I.Mai wandten sic·h die Demonstrierenden gegeh die schwere Last der Rüstungen 1 die damals, gemessen an unserer Zeit, noch unbedeutend und harmlos war. Heute frißt das Wettrüsten einen wachsenden Teil der besten technischen und wissenschaftlichen Energien und bedroht die Menschheit buchstäblich mit der Selbstausrottung. Am I. tv'.ai demonstrieren wir für das Ende der amer.-ikanischen Aggression in VIETNAM, für die Auflösung aller Militärblöcke und für die Beendigung d. Wettrüstens in der \Nelt. Beim ersten I. Mai for-derten dia Teilnehme:-- der Kundgebungen das allgemeine, gleiche \Vahlrecht. Das haben wir längst, aber tatsächlich mitzureden haben die arbeitenden 1'Aens che:1 wenig. Der Olah-Prozeß hat gezeigt, was h inter dem Rücken der Gewerkschaftsmitglieder mit dem Geld geschieht, das sie zahlen. Am I. Mai demonstrieren wir für demokratische Kontrolle und Mitbestimmung, dem einzigen Mttel ~;egen den Missbrauch der politischen Macht. Was vor achtzig Jahren richtig w ar, gilt auch heute. Den arbeitenden Menschen wird nichts geschenkt 1 sie können nur so viel erreichen und behaupten, a ls sie zu erkämpfen und zu verteidigen imstande sind. Darurn bleibt der I, Mai ein Kampftag. I.lYI.AI-~UND<.;;.EI3UNG STEYR - STADTPLATZ Es spricht: Chefredakteur FRANZ IO Uhr 30 ~ ---1
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