Vorwärts Nr. 6, 2. Jahrgang, November 1968

Wer zahlt die nächste Steyrer Schule 1 Taborschule röumte Stadtkasse aus - Bund zögert rmt Gymnaslumneubau Viele Dutzend Millionen Schi'• ling hat die Stadt seit .Kriegsende für die Schulen ausgegeben. Der let7.te Großbau, die · neu.e Taborschule allem, kostete mehr als .40 Millionen, das Vorhaben hat die Stadtkasse restlos ausgeräumt. Katastrophal ist der Schulraummangel vor allem in den höherbildenden s ~hulen, im Steyrer Gymnasium, in der ,tädtischen Handelsschule und Handelsakademie und in der Frauenberufsschule. Ein Problem besonderer Art sind die zahlreichen Gastschüler, die aus 20 Gemeinden nach Stevr kommen. Die betreffenden Gemeinden zahlen zwar den Gastschulbeitrag, der knapp dem laufenden Aufwand entspricht, sie leisten aber ke in,e Beiträge zu den erford~- lichen Neubauten. · Dabei würden c,e rund 300 Gastschüler allein schon eine staatliche neue Schule füllen. Auch das Land zeigt sich hier · der Eisenstadt gegenüber recht zugeknöpft: Steyr hat für seine Schulbauten bisher keine Landesmittel bekommen. Bau nur zizerlweise Zur Zeit laufen die Arbeiten zum Neubau der städtischen Frauenberuisschule auf Hochtouren. Ausgehend von der sogenannten Glöckel-Villa entstehr,n der Stelzhamerstraße ein modernes Bildungszentrum für Frauenberufe. Auch hier muß die Stadt tief in die Kasse greifen. Trotz äußerster Sparsamkeit in Projektierung und Ausführung kostet die Schule mehrere Millionen. und die Stadt steht bei der Finanzierung wieder allein da. So muß diese moderne Mädchenschule kleinweise auf. Raten gebaut wirden, sie wird viel sr,äter fertig, als es den Erfordernis~en P.ntsprechen würde. Vor zwei Jahren schon wurde im Auftrag des Bundes auf dem Tabor eine Behelisschule mit vorfabrizierten Vöest•. Stahlblechteilen aufgestellt. Sie soilte die drückende Schulraumnot de'S Bun• desrealgymnas·iums etwas lindern. N-un wlirdeneben der einen Blechschule eine zweite errichtet. Nichts gegen die technisch einwandfreien Vöest-Bauten, aber um den Neubau eines Bunde;realgymnasiums in Steyr kann man sich nicht dadurch drücken. dars man eine Blechschachtel neben die andere steilt. Der Wettbewerb zur Errichtung eines Mädchengymnasiums in Steyr ist schon lange abgeschlossen, Es wäre eine dringende · Notwendigkeit, wenn · dem Spruch der Jury alsbald der Baubeginn folgen würde. Die Stadt hat es im Fall der Taborschule so gemacht. Wird der Bund das Beispiel nachahmen oder wird wieder gebremst? Turnsaal unbekannt Stiefkinder der Stadt sind Handelsschule und Handelsakadem ie. Ein Tu,nsaal ist dort eine unbekannte Einrichtung. Die Not an Schulraum zwingt zu Ausweichklassen im Aichet, weit von der Mutterschule entfernt. Das is t für den Lernerfolg sicher nicht gut. o :e Stadt würde eine moderne Handelsakademie brauchen, aber es si nd keine Mittel dafür vorhanden. Großzügigkeit ist notwendig Welcties (,jymnasiumprojekt ist am besten? Foto: Franz Hartl auer Vor geraumer Zeit wurde ein lde E: n• wettbewerb zum Bau ·eines Berufsschu1zentrums in Steyr abgehalten. Die zum Teil ausgezeichneten Projekte wurden prämiiert, gebührend be-.vundert, aber was kommt nun? Die Lehrlinge der Steyrer Gewerbebetriebe müssen nach wie vor in externe Schulen zum Berufsunterricht. Es klingt wie ein schlechter Witz, ist aber eine Tatsache, ·daß die Mechanikerlehrlinge aus Steyr, der Stadt, in der Ös.te~reichs größte Fahrzeugfabrik steht, zum Berufschulunterricht nach Ried fahren müssen. Die Stadt hat beim Berufsscnulzentrum die Grundverkaufsverhandl:.mgen eingele itet, sie hat beim Bunüesrealgymnasium eines ihrer schöns:en Grundstücke, d irekt im Ztntrum der Stadt, dem Bund geschenkt. Die St3dt zeigt sich auch bei den Gastschülern großzügig. Nun aber sind die Mittel aer Stadt erschöpft. Jetzt müßten endlich Land und Bund eingreifen. .SIND KASERNEN WICHTIGER ALS SCHULEN? e Der Bund hat in Steyr demonstrfe,t, daß er Geld hat und gewillt ist, es aus - zugeben. Mit vielen Millionen Schill:ng wurde die S-tey:er Kaserne, deren Wichtigkeit- zumindest zweifelhaft 1st, renoviert und modernisiert. Hier war das Geld da . hier ist es noch immer da. Vi e! e Besucher sahen schon die Au,;te l!ung der Projekte zur11 Neuba u eines Bundesrealgymnasiums in den Turn;älen der Taborschule. Die 84 Projekte ;ind durchweg interessante Arb:+ 1en, ncir wenige sind dabei, die mehr den Charakter ei ner Fabrikanlage als den e ine r mode rnen Schule tragen . Die Kuba1u ren bewegen sich etwas unl e r 40.000 Kubikmeter. Blick iang is t in:er - essa nterweis e nicht der mit dem ers:e:1 Prei, ausgez e ichnete En twurf, sondern einer, bei dem al! e Räume sech, ec ::;g sind, ein Projek1, das sehr modern. sicher aber auch sehr kostsp ielig sc„11 ·dür ite. .\1a n kann sich be im Besuch der Au ss :eilung des Eindrucks nicht g~nz f'rwehren, dag di e Jurv sich be i der l'r:~- mi ierung vo r allen; von iinanzie!le n Moriven lei ten lief;. Wenn man bed enkt , da(; ei ne :.;1 ,1d t von der G:ö!;enurdnun)( Steyrs nur einmal in einem halben Jahrhundert d;e Chance hat , ein Gymnasium zu be ko:nmen , we nn man weiter beden kt, ddß die moderne Linie der Arch itektur sich immer mehr durch setzt , dann sollte 111 an bei einem derart sel1enen Bau nicht 7.u enge Maßstäbe an!egen. Was heule noch als „Luxu ;;·· angesehen wird , ist in einrim Jalir1. eh11t oit ei"e Selbstve rständlichkeit. Auch d :t< Stadt Ste\'r hat sich let zirn End es nicht kleinlich · ~eze igt und ist mit _gu1e111 · Be is pie l vo rangeg,rngen, JI , siP dem Bund das Grund>ltick . aui ei ern ci:e neu e Schule ent stehen soll, und da, immerhi n rund 20 Millionen Sch ili' ng wert is :. zum Ge,chenk gP111a cht hat. Wa , die ve rsch uldetP Stadt iür r1en Schu lbetr ieb lei<.Je t. soll au ch dt'm Bund nach ahmenswl' rt er,che inen.

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