Vorwärts Nr. 4, 2. Jahrgang, Juni 1968

Für Krebsbekämpfung kein Geld Wlrkllchkelt Im Widerspruch zu den Kulturbeteuerungen Trotz ,chwierigsten Arbeitsbedingungen kann die . Sektion . Ob.?rösterreich der österreichischen Krebsgesellschaft ;iuf bedeuten.de Erfolge .wrückbl icken. Das zytologische Institut in Steyr, das sich unter ·:der Leitung yon Professor Dr. Neuhold mit der . Frühdiagnose des Gebärmutterkrebses befaßt, wurde im Vorjahr ·von 9700 · Frauen aufgesucht. Heuer wurden bis zum 15. Mai mehr als 5300 Untersuchungen durchgeführt. Die Frühdiagnose •.fos Gebärmutterkrebses ist besonders wichtig, weil durch das zytologische .Institut mit einer Treffsicherheit von 97 Pmze.nt eine ,krebsartige . Erkrankung . erkannt werden kann und bei rechtzeitiger Erkennung , eine vollständige Heilung des Leidens mögich ist. Hier kann d ie Krebsgesellschaft auf , große Erfolge verweisen: Im laufe der letzten .zwei Jahre gab es · - bedingt durch die Früherfassungen · - in ganz Wien keinen einzigen Fall eines Gebärmutterkrebses, bei dem es zu einer Operation zu spät ge,-vesen wäre. Schwieriger ist die Erkennung anderer Krebsarten, zum Beispiel die des Mastdarmkrebses oder des Prostatakrebses. In Steyr wird in de,n •nächsten Wochen, eine Gerade Jetzt: nicht einseitig sein ~.Neue Zeit". lesen! Gesundenuntersuch.ungsstelle, wie ~ie schon seit November 1967 in Linz besteht, errichtet. Die Stadt stellt die Untersuchungsräume und das Personal des Gesundheitsamtes zur Verfügung, die Unter°suchungen wird Oberarzt Dr. Schumm, der sich mit seinen sensationellen Wiederbelebungen . einen Namen · gemacht ·hat, vornehmen. Die;er Abschnitt - des Kampfes gilt der Bekämpfung des Mastdarmkrebses. In weiterer Folge will die Krebsgesellschaft durch die Errichtung weiterer Gesundenuntersuchungsstellen zum Angriff auf den Brust- und Lungenkrebs antreten . Der Kampf gegen ·den Krebs · ist in erst'!!r .Linie eine Geldfrage. Die Forscher sind im Vorja•hr sammeln - man kann auch sagen .betteln·" - gegangen, und sie haben immerhin rund 600.000 Schilling zusammengebracht. Jeder . Sc_hilling dieses Betrages wurde der Bevötkerung durch wohldurchdac'hte Aktionen :rurückerstattet. Nun stehen die Krebsforscher vor leeren Kassen . .Das Amt der Landesreg ierung hat ihnen großzügig „gestattet", daß sie auch heuer wieder den ganzen September hindurch sam- .meln dürfen. Und die Männer, die den Kampf gegen die Volksseuche Krebs .zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, 'hoffen, daß sie auch heuer wieder :i:u- · mindest diesefbe Summe wie im Vorjahr hereinbekommen werden . Ist das nicht widersinnig? Anerkannte Wissenschafter müssen betteln gehen, weil ihnen das Geld für' eine Sache fehlt, die <lem ganzen. Volk zugute Zivilschützler gehen ·krebsen Atombombe keine Gefahr? Wissenschafter aus Ost und West sind si{:h darüber ·ein.ig; daß ein Atomkrieg die Vernichtung der Welt be- ·deuten würde. · Die fortschrittliche Menschheit veriangt mit Recht die Vernichtung der Atomwaffen. Anders denkt der Österreichische Zivilschutzverband. in · seiner A'!Jssteliung in Steyr - es ist die achte 0in Oberösterreich - ist er beinüht, ·die Atombombe ,und ihre· Gefahren zu vl!rniedlichen. Die Zivilschutzler wollen die ·Atombombe als eine unumstößliche Tatsache hinstellen. ,,Wir müssen uns damit ·abfinden, daß wir im Zeita.tter der Atombombe leben ", heißt es liurz in dem in der Ausstellung gezeigten Film · "Wir können uns schützen•.. •..Wie ·schützt man sich 7 0ie ZivilKhuttler· sagen : legen Sie sich auf den huch, unter ein Auto, ,in e inen Straßengraben, schü~en. Sie r.iä.nde und_(iesicht, und alres · ist halb so ·schlimm, Diese Yemiedli/:trupg ·der · At~mbornb~ steht in krassem Gegensatz zur berechtigten Angst der Bevölkerung und deren Hoffnung .auf Frieden . Man darf nicht verheimlichen, daß di.e Zivilschutzler neben der Bagatellisierung der Atomgefahr einen schweren Angriff auf die Taschen des Volkes anstreben. Statt wie bisher drei, :..vollen sie in Zukunft 300 Millionen Schilling pro Jahr von den Steuerzahlern kassieren. kommt. Auf D~iefmarken und Banknoten, ja in jedem Volksschullesebucl\ rühmt sich .Osterreich s·einer kulturellen leisiungen. Man prahlt mit den Leistungen von Technikern, Ärzten und Wissenschaitern, die . schon lange tot sind. Die lebende Wissen·schaft, die Forschung, aber ist ein Stiefkind. Jährlich sterben tausende Österreicher an Krebs, ~ber für. die Krebsbekämpfer ist kein Geld da. Kein Steyrer . Hallenbad · Seit vielen Jahren fordert die Steyrer Bevölkeruhi( ein Hallenbad. Von der kommuni stischen Gemeinderatsfraktion wurde der baldige Bau mehrmals urgiert. Vor den letzten Gemeinderatswahlen waren alle frahionen für ein Hallenbad. Nunmehr wird aber kein Hallenbad, sondern eine Kunsteisbahn gebaut, weil diese billiger kommt. Rund sechs Millionen Schilling wird die Kunsteisbahn kosten: Interessant verlief eine Umfrage in · der Steyrer Bevölkerung. 453 Steyrer wurden per~önlich gefragt, ob das Hallenbad oder eine Kunsteisbahn gebaut wer.den sollte. 402 der Befragten waren für das Hallenbad, nur 36 für eine Kunstei6bahn. Man informierte die Befragten, daß das Hallenbad teurer käme, aber dennoch fiel die Entscheidung mehr ;ils klar aus. Es heißt in der Verf.nsung so schön, das · Recht gehe vom Volke aus. Die Mandatare setzten sich jedoch in dieser Frage über .die Meinung der Bevolkerung hinweg.

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