Vorwärts Nr. 1, 1. Jahrgang, Jänner-Februar 1967

KOMMT EINE KRISE GUSTL Wenn man die Reden von Bundeskanzler Klaus und den anderen Ministern hört, dann ist es uns .noch nie so gut gegangen in Österreich wie Jetzt;das Institut für Wirtschaftsforschung hingegen veröffentlichte vor Weihnachten die düstere Prognose seit vielen Jahren. Was ist wirklich wahr? Ohne Zweifel sind alle Voraussagen und Analysen irgendwie parteimäßig gefärbt: Die Regierung färbt MASCHER schön, um zu zeigen, wie 11gut" sie ist; die Indu;.. striellen malen düster, weil es nicht schadet,wenn die Arbeiter und Angestellten ein wenig ängstlich werden. Aber zum Unterschied vom Wetter wird die Wirtschaft von Menschen selbst gemacht. Es kommt daher nicht auf die Prognose, sondern darauf an,wer siebeherrscht. Die Werkzeuge der Wirtschaftspolitik. ( Fabriken, Technik. Automation usw.) sind heute so weit entwickelt, daß die Entscheidung über Wachsen und Schrumpfen der Wirtschaft weitgehend von ihrer Handhabung abhängt. Man kann zum Beispiel die vorhandenen Investitionsmittel soeinsetzen, daß neue Produktivkraft geschaffen wird, man kann sie aber auch für ttRepräsentationszwecke" verplempern. Die plan-und ziellose Investitionsförderung der Regierung fördert in Wirklichkeit das Verplempern, weil das Forschungslabor und die Direktionsvilla gleichermaßen begünstigt werden. Man kann den Außenhandel so orientieren, dass man durch breite Streuung von Krisen in einzelnen Ländern möglichst unabhängig wird. Man kann aber auch möglichst viel in möglichst wenig Ländern kaufen, wodurch die eigenen Exportmöglichkeiten verringert, der Konkurrenzdruck verstärkt und die eigene Abhängigkeit vergrößert werden. So kann aus jedem Schnupfen in Westdeutschland eine zündung rur Österreich werden. LungenentWie immer die Entwicklung in der Bundesrepublik weitergehen wird, wir haben genügend Spielraum, unsere eigene Lage zu verbessern - wenn wir nach unseren eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten handeln,das heißt, die Finger von der EWG lassen.Österreichs Wirtschaft hefindet sich . am Scheideweg, aber die Markierung, die von der Gewerkschaft eingebracht wurde, ist nicht zu übersehen: Schnupfen bringt Gefahr -Wachstum führt zu V o 1 l bes c h ä f t i g u n g und Wo h 1 stand l

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