Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Gab/onzerwerkstätte an der Haagerstraße I n den Jahren 1 946/47 erreichte noch eine letzte Flüchtlingsgruppe Steyr-Münichholz. Einige Sudetendeutsche Familien, die nach dem Kriege aus ihrer Heimat vertrieben wurden, siedelten sich im Bereich von Münichholz an und begannen hier mit der Erzeugung i h rer Glaswaren.46) Bereits 1 946 wurde mit dem Aufbau einer Glashütte der Gablonzer in Münichholz begonnen (Firma Haupt). Nu n galt es natürlich, die Facharbeiter aus der alten Heimat zusammenzufinden, die zum Teil in West- und Ostdeutschland in Flüchtlingslagern lebten. Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen wu rden erteilt. I m folgenden wurde ein Teil des Betriebes in die Baracken in der Haager Straße verlegt. M it ERP-Krediten konnte in der Folge eine neue Betriebsstätte aufgebaut werden.47) Die Odyssee eines ,Gablonzers' nach Münichholz schildert folgender Bericht: » I ch komme aus Johannesberg, Groß-Semmering im Kreis Gablonz an der Neisse. Die deutschen Schulen waren ab Kriegsende (5. Mai 1 945) geschlossen. Im J u l i 1 945 mußten sich alle Deutschen, von 1 3 bis 65 Jahren, für einen, wie es hieß, sechswöchigen Ernteeinsatz melden. Bei mir dauerte es jedoch 16 Monate. Anfang Oktober 1 946 kam ich nach Hause und am 1 6. Oktober 1 946 wu rden wir ausgesiedelt, und zwar nach Reinowitz ins Lager. Pro Person du rften 50 Kilogramm mitgenommen werden. Die Transporte der Flüchtlinge wurden in Reichenau zusammengestellt. U nser Transport ging Anfang November 1 946. Wir hatten die Waggonnummer 35, mein Vater war Waggonfüh rer. Bis zu dreißig Personen mit ihrem Hab und Gut waren in einem (Vieh-)Waggon untergebracht. Ü ber die Grenze ging es in Fürt im Walde nach Würzburg, dann nach Augsbu rg . Dort 85

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2