Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Eltern Rückwanderer aus Südti rol und dem übrigen Italien sind«, den U nterricht besuchen. Laut Schulstatistik des Schuljah res 1 94 1 /42 waren dies 1 5,5 Prozent aller Münichholzer Schulkinder. 1 3) Wie viele Volksgruppen, die in der Fremde leben müssen, bewahrten die Südti roler über Jah rzehnte hinweg i h re Traditionen und Sitten, und die Südtiroler Landsmannschaft führt auch heute noch i h re Treffen durch. 1 4) Die geschlossenste Gruppe unter den Einwanderern waren die Buchenlanddeutschen (Buchenland = Bukowina). Sie erduldeten ein ähnliches Schicksal wie die Südti roler, doch sollte ihr Leidensweg m it i h rer Einwanderung i n Münichholz noch nicht beendet sein. Nach Kriegsende traf sie das schwere Schicksal der Zwangsdeportation. 1 5) Im Sommer 1 940 fielen, in einer Zeit der russisch-deutschen Verständigung, noch ehe Hitler den Ang riff auf Rußland vorbereitete, die Nordbukowina und Bessarabien an die UdSSR. Am 5 . September 1 940 wu rde ein deutsch-sowjetisches Abkommen über die Rücksiedlung der Volksdeutschen aus Bessarabien und der Nordbukowina abgeschlossen. 1 6) Die deutschen Umsiedel u ngskommissionen warben zur Rücksiedlung und so setzten sich die meisten »um der Religion Wil len«, wie es viele beteuerten , in Bewegung und verließen i h re Heimat. 1 7) Die Planung der Umsiedlung und alle Umsiedlungsmaßnahmen oblagen der SS (Ernennung Himmlers zum Reichskommissar zur Festigung des deutschen Volkstums). So ist es auch verständlich, daß trotz der herrschenden Wohnungsnot in Steyr, am 27. März 1 94 1 300 buchenlanddeutsche Familien i n den Neubauten in Mün ichholz angesiedelt wurden. 18) Von ihrer Herkunft her du rchwegs arm, du rch die Umsiedelungsmaßnahmen oft ein Jah r lang ans Lagerleben gebunden, geprägt du rch i h re bäuerlich kulturelle Eigenart , stieß d iese Bevölkerungsg ruppe zeitweilig auf Vorurteile in der bodenständigen Bevölkerung. 1 9) Der Kontakt innerhalb dieser M inderheit sowie das religiöse kulturelle Leben waren sehr innig. Dies dü rfte wohl der letzte Zugang und Halt zur verlorengegangenen Heimat gewesen sein . De r legendäre Münichholzer Pater Meindl beschreibt den Kontakt zu dieser Bevölkerungsg ruppe folgendermaßen : »Es verband s i e uns (Pfarre, Anm . ) eine Zutraulichkeit u nd Empfängl ichkeit, a l t u nd j u n g , w i e m i t keiner anderen Gruppe. U nvergeßlich bleiben uns i h re Haustaufen, es waren kleine Volksfeste für die Landsleute der Nachbarschaft . Der Priester wurde am Haustor erwartet, hinaufgeführt und nachher wieder heruntergeleitet. Bei der Jause g ingen Herzen und Münder auf: Der Priester wu rde nach ältester Sitte in Eh ren gehalten . Es waren immer viele Kinder zugegen . . . "20) N icht vergessen soll die einheimischeste und bodenständigste Schicht von Münichholz werden, die Bewohner von Hammer. In der Seitenstettner Straße hatten sich mehr Handwerker und Fabriksarbeiter und im Bereich der Haidershofner Straße (Haager Straße) Eisenbahner angesiedelt. Viele dieser Leute kamen in der Zwischenkriegszeit aus eigenen Kräften zu Haus und Garten . I n manchen Bereichen bildeten sich ,Siedlergemeinschaften ' , die i n der ä rgsten Zeit der Wi rtschaftskrise und Not du rch gegenseitige Hilfe i h re Häuser bauten. 2 1 ) 64

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2