3.2. Die Grundzüge der nationalsozialistischen Architektur in Münichholz Münichholz gehört zu den prototypischen Anlagen des NS-Siedlungsbaues. Obwohl der politische Aspekt die Besonderheiten des Siedlungsbaues 1 938 bis 1 945 überdeckt, ist es notwendig, auf Grund der interessanten Detai ls, die diese Bauformen auch für den heutigen Betrachter noch bieten, einige bauhistorische Bemerkungen zu machen. So meint Friedrich Achleitner in seinem Architekturführe r : »De r Siedlungsbau de r Nationalsozialisten unterscheidet s i c h von den rein ideologischen Parteibauten insofern, als die verwendeten M ittel eher die ideologischen kaschierten als darstellen. Das heißt, die NS-Planer bedienten sich eines architektonischen Vokabulars, das bereits vor i h rer Zeit im konservativ-bürgerlichen Bauen der Heimatschutzbewegung und auch zum Teil in der engl isch-deutschen Gartenstadtbewegung ausgebildet wurde. Natü rlichwaren das ,germanische Stei ldach' und die bewußt handwerkl iche Bauideologie im Sinne der politischen Ideologie bruchlos anwendbar, aber sie waren a priori n icht politische Elemente der Architektur. Dieses Phänomen ist auch aus der Autonomie des arch itektonischen Mediums, das heißt aus der Möglichkeit der Mehrdeutigkeit arch itektonischer Formen zu erklären, was ja die Geschichte hinlänglich beweist. Das ist auch der Grund, daß zum Großteil die Wohnanlagen der NS-Zeit eine Qualität besitzen (oder einen Wohnwert), der eben in den angewendeten städtebaulichen und architektonischen Mitteln l iegt, die sich seit dem Biedermeier unter verschiedenen Umständen entwickelt haben und bürgerliche Wohnvorstel lungen zu real isieren versuchten. Münichholz ist auch insofern ein , Paradebeispiel ' , als die Planer das ganze Register i h rer städtebaulichen M ittel anwenden konnten , und zwar von der städtisch-dichteri Wohnblockverbauung bis zur aufgelockerten Reihenhaus- und Einfamilienhaus-Siedlung. Wenn auch die Anlage nicht ganz nach dem abgebildeten und aus dem Jahre 1 942 stammenden Lageplan ausgeführt wurde (die Abweichungen oder die nicht ganz du rchgefüh rten Ausbauten sind leicht am heutigen Stadtplan nachzuprüfen), so ist sie doch ein geschlossenes Dokument einer ganz bestimmten, definierten Siedlungsideologie.« 1 ) Gegenüber heutigen Planungen zeichnete der Siedlungsbau in Münichholz der Vorteil aus, daß i n einem Zuge innerhalb kü rzester Zeit ohne besondere rechtliche oder finanzielle Einschränkungen eine ganze Stadt auf dem Reißbrett entworfen werden konnte. Mit 2.400 Wohnungen ist Münichholz noch dazu die g rößte geschlossene Siedlung, die in der NS-Zeit i n Österreich entstanden ist. WAG , Hermann Göring' Werke - Wohnbautätigkeit bis 1 944 Siedlung A. Volkswohnungen H üttenberg Traisen Linz - Spallerhof Linz - Bindermichl Linz - Keferfeld Linz - Ödhof Linz - Wankmü l ler 36 Zahl der Wohnungen 78 328 597 1 .465 1 53 46 36
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