Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

3.1. Wohnungsbau- und Industrieansiedlungspolitik - Die Bautätigkeit der » WAG - Hermann Göring Werke« Die Wohnungsbaupolitik der Nationalsozialisten zielte ab 1 938 darauf ab, besonders jene Wohnbauten zu fördern, die ermöglichten, die notwendigen Arbeiter, Facharbeiter und I ngenieure an die dezentralisierten Rüstungsproduktionen zu binden. Du rch die einseitige struktu relle Orientierung der I ndustrie auf Rüstungsproduktion verstä rkte sich der Arbeitskräfte- und Rohstoffmangel und bedingte einen gezielten staatlichen Eing riff. 1 ) Auf dem Parteitag 1 936 in Nü rnberg verkündeten die Nationalsozialisten den zweiten »Vierjah resplan«, dessen Du rchfüh rung mit Verordnung vom 1 8. Oktober 1 936, dem M in isterpräsidenten, Generaloberst Göring, übe rtragen wurde. 2) Der Vierjahresplan zielte mit H i lfe von Prioritäten bei der Kontingentierung von Rohstoffen , staatlich unterstützter I nvestitionslenkung u nd Fixierung bzw. Zwangszuweisung von Arbeitskräften auf den Aufbau eines einsatzbereiten Rüstungspotentials und auf eine weitgehende unabhängige Kriegswi rtschaft ab. Entsprechend der faschistischen Krisen regelung g riff er jedoch geringfügig in die Entscheidungen der Einzelunternehmer ein und führte zu einer weitgehenden Unterdrückung der Arbeiterschaft. I deolog isch wu rden diese Ziele verdeckt du rch das Hervorstreichen des »Gemeinwohles vor dem Eigennutz« und den Versuch, den l nteressensgegensatz zwischen Arbeitern und U nternehmern aufzuheben (Arbeitsbeauftragte des Volkes, Betriebsgemeinschaften}.3) Die Maßnahmen des Vierjah resplanes betrafen bedingt du rch i h re kriegsorientierte Zielrichtung nur einen beschränkten Tei l der Wi rtschaft, die rüstungswichtige l ndustrie.4) Um den Vierjah resplan zu realisieren , wurde am 1 5. Juli 1 937 die »Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten , Hermann Göring ' , Berlin« zur Planung und Errichtung von Eisenhüttenwerken und a l len Nebenbetrieben bergbaulicher und sonstiger Art gegründet.4) Die Reichswerke , Hermann Göring' wu rden durch eine Verordnung bei der Beschaffung geeigneten Baug rundes besonders begünstigt : »Auf die Beschaffung des Landes, das für die Errichtung der Reichswerke . . . sowie für i h re Nebenanlagen und Wohnsiedlungen und für die dadurch notwendige Umsiedlung erforderlich wird (so auch in Münichholz, Anm.}, findet das Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1 935 und seine Du rchfüh rungsverordnungen entsprechend Anwendung.« Die Aufgaben der Reichsstelle für Landbeschaffung übernimmt die von dem Beauftragten für den Vierjahresplan bestimmte Stelle. Die Kosten für die Umsiedlung werden von den Reichswerken zur Verfügung gestellt.5) Für die Bautätigkeit der Reichswerke , Hermann Göring' wurde eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, die Wohnungs-Aktiengesellschaft der Reichswerke , Hermann Göring ' . Der Sitz de r Gesel lschaft befand s i ch in Braunschweig, das Baubü ro m i t de r Planungsabteilung unterstand dem Architekten Herbert Rimpl. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich wu rde das Hüttenwerk der Reichswerke in Linz gegründet und wurde mit denselben Rechten ausgestattet wie die Deutschen Werke. Zur Deckung des Wohnungsbedarfes des H üttenwerkes in Linz und den damit in Verbindung stehenden Betrieben sowie für das neue Wälzlagerwerk in Steyr wu rde am 9. Juni 32

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