Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Die gesetzl iche Grundlage hiefür bildete eine Verordnung des Beauftragten des »Vierjahresplanes«, der für den Erwerb des Bau- und Siedlungsgeländes durch die »Wohnungsaktiengesellschaft der Hermann Göring Werke« das Gesetz über die Landbeschaffung fü r Zwecke der Wehrmacht als anwendbar erklärte. 16) Eine Kommission, bestehend aus dem Kreisbauernfüh rer der NSDAP, dem Häuservermittler, einem Schätzmeister, Beauftragten der Steyr-Werke und der WohnungsAktiengesellschaft der Hermann Göring Werke, klärte mit den Betroffenen die organisatorischen und rechtl ichen Details dieser Umsiedelungsaktion ab. 1 7) I n der Zeit vom 22. September 1 938 bis zum 1 8. August 1 939 wechselten insgesamt 29 Anwesen ih ren Besitzer. 1 B) Die »Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke Hermann Göring« in Linz kaufte ungefähr 700 Joch Baug rund an. Der Kaufpreis bel ief sich in einer Größenordnung, die den allgemein gültigen Normen und Gepflogenheiten entsprach, sodaß die Bauern beim Kauf eines adäquaten Gehöftes keine finanziellen Einbußen hatten . 1 9) I m Kaufvertrag wurde extra vereinbart, daß das »tote und lebende I nventar mit Ausnahme der n iet- und nagelfest angebrachten Gegenstände« (Futtervorräte, Holz, Fässer, Möbel etc.) vom ehemaligen Besitzer mitgenommen werden konnten . 20 ) Bei der Suche um E rsatzhöfe und bei der Ü bersiedlung half die Kommission . Du rch die schlechte wi rtschaftliche Situation waren viele Bauern in den dreißiger Jahren verarmt, und so fanden sich viele in der Umgebung von Steyr, die ihren Besitz veräußerten. Ein Teil dieser Höfe wu rde von der WAG - Hermann Göring Werke aufgekauft und dienten nun den Münichholzer Bauern als neue Heimstätte. 21 ) Wenn man die schlechte Bonität des Bodens in Münichholz berücksichtigt, kann man feststellen, daß den Bauern kein ökonomischer Nachteil aus i h rer Lage entstand. Dies kann aber nicht über die sozialen und psychischen Probleme h inwegtäuschen, die entstehen, wenn eine G ruppe von Menschen , die seit Jahrzehnten ih ren gewohnten Lebensbereich hatte und das gewohnte Sozialleben füh rte, nun in alle Winde zerstreut wu rde. 22) 1) vgl. Jahrbuch des Kreises Steyr 1 940, Anschriftenbuch von Partei-, Staats- und Gemeindebehörden, I ndustrie, Handel und Handwerk, 53. Jg„ S. 21 2 2) vgl. Chronik für Steyr und den Landkreis Steyr, vom 1 . Oktober 1 940, i n : Jahrbuch des Kreises Steyr 1942, a.a.O. S. 267 Bis zum Jahre 1 940 herrschte noch Unklarheit, welche der beiden Bezeichnungen »Min(n)ichholz« oder »Münichholz« richtig wäre. Die Stadtverwaltung Steyr setzte die Bezeichnung mit Umlaut »Ü« fest, da sich der Name vom Stammwort Mönch, als ehemaliger Klosterbesitz, ableitete. 3) Oberstes Prinzip war die Versorgung dieser Stammkundschaft. Bei Versorgungsengpässen wurde durch gegenseitiges Abkaufen der Produkte nachbarschaftlich geholfen. Vgl. dazu Tonbandprotokoll Herr Faderl, vom 3 1 . 3. 1 984, im Besitz des Autors. 4) Die genauen U rsachen für diese Entwicklung sollen im folgenden Kapitel beschrieben werden. 5) vgl. dazu den Flächenplan der Bauvorhaben in Steyr, Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke » Hermann Göring« Linz, Baubüro Rimpl, vom 2. Juli 1 938. 6) Slapnicka Harry, Oberösterreich, als es »Oberdonau« hieß: (1 938 - 1 945), Linz 1 978, S. 33 - 39 1 6

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