Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Am 1 . Jänner 1 942 wurde Münichholz zur Pfarr-Expositur ernannt, es e rgab sich ab nun eine enge Zusammenarbeit mit der Vorstadtpfarre Steyr, St. M ichae l , die auch die pfarrlichen Fun ktionen vornahm. Wesentl ichstes P roblem für die Kirche i n den Jahren bis 1 945 war natü rlich die ,Ablehnungsbewegung' unter den Steyrern. In den Jah ren 1 938 bis 1 94 1 traten viele Steyrer, die in der austrofasch istischen Ära die feudale, herablassende Handlungsweise kirch licher Stellen verspüren mußten, aus der K i rche aus. Ab dem Jah re 1 942 h ielt sich die Austrittsbewegung bereits in Schranken und ab dem Jahre 1 944 verzeichnete die Pfarrchronik in Münichholz erstmals wieder mehr Eintritte als Austritte. Das Kriegsende und die damit verbundene Tei lung der Stadt brachte neue Probleme mit sich. Die bisherige , Mutterpfarre' St. Michael wu rde von der Expositur Münichholz getrennt. Nach dem Ende des Faschismus sicherten die sowj etische Besatzungsmacht und die provisorische Stadtverwaltung Steyr-Ost den Gläubigen zu, ihre religiösen R iten und Gebräuche wieder auszuüben. Das Verhältnis zu r sowjetischen Besatzungsmacht und zur kommunistischen Stadtverwaltung kann als ungetrübt bezeichnet werden. Sicherlich spielte mit, daß auch Pater Meindl unter dem Nationalsozialismus sehr gelitten hatte. 2) Die Kommunisten e rklärten im Steyrer Wochenblatt auch dezitiert, daß für sie, im Gegensatz zum Nazi regime, Religion nicht Kulturkampf bedeute. »Religion ist für jeden Kommunisten eine private Angelegenheit . . . Die Weltanschauung, Auseinandersetzung in Religionsfragen, darf niemals meh r die Einheit der Arbeiterklasse, die Einheit des Volkes zerstören.«3) Sichtbares Zeichen dafür war, daß bei der Umbenennung der Straßen in Münichholz auf Wunsch der Kommunisten auch ein Geistlicher (Paulus Wörndl) verewigt wurde. Ebenso wu rde Pater Meindl angeboten, im Steyrer Wochenblatt einen Artikel zu sch reiben ; e r benutzte die Gelegenheit, um die Zeiten der Gottesdienste und den Standort seiner Wohnung zu veröffentlichen .4) Als e rste provisorische Stätte für den Gottesdienst diente die Punzerschule, eine Wohn ung in der Sternstraße 58 ( Puschmannstraße) war die erste , Pfarrkanzle i ' . I m J un i 1 945 gelang es endlich, e i n e provisorische Ki rche z u e rhalten. Fü r d i e nächsten eineinhalb Jahre diente die ,Glaserer Baracke' h i nter der Polizei (PunzerstraßeGablerstraße) als fixer Raum fü r Gottesdienste. Da die Wohnung in der Puschmannstraße zu abgelegen war, wu rde die Pfarrkanzlei in die Sebekstraße 3/4 verlegt. Wegen der ungeklärten Situation bezüglich des ,Deutschen' Eigentums der WAG-Gründe konnte der Wunsch, einen geeigneten Bauplatz für eine neue Kirche zu bekommen, e rst Ende 1 945 e rfü l lt werden. I m Frühjahr 1 946 wurde der alte Konflikt, wie das Gebiet von Münichholz seelso rglich zu betreuen sei , wieder akut, der du rch eine lange krankheitsbedingte Abwesenheit von Pater Meindl hervorgerufen wurde. Schon 1 941 war mit Bischof Memelauer von St. Pölten vereinbart worden , daß Münichholz gleich vom Anfang an nach dem Vorbild der üblichen Steyrer Stadtpfarren zu füh ren sei. In der Abwesenheit von P. Meindl hatte sich eine gewisse »Revisionsrichtung« (gegenübe r seiner Methode) gebildet, »die auf die reale Situation der Menschen in einem Arbeiter1 70

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