Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

4.2. Entwicklung der politischen Organisationen der A rbeiterbewegung Nach der N iederlage des Nationalsozial ismus und der Befreiung der Stadt Steyr g ründeten als erste Organisation der Arbeiterbewegung die Kommunisten ihre Partei neu. Als erster Treffpunkt für eine Parteiversammlung diente am 6. Mai der Ederhof in Münichholz. I n dieser ersten Versammlung wurde ein provisorisches Parteikomitee gegründet, das aus den Genossen Karieg l , Nowak, Lauschmann und Hofmann bestand. Franz Lauschmann war erster Vorsitzender, der Ederhof das erste Hauptquartier der Partei. Nachdem am 1 0. Mai die Rote Armee in Steyr-Ost einmarschierte, spielte auch die KPÖ eine füh rende Rolle bei der I nstal lation einer provisorischen Verwaltung der vorübergehend geteilten Stadt. 1 ) U nterstützt von der sowjetischen Besatzungsmacht übte die kommunistische Partei bis ins Jahr 1 950 einen g roßen Einfluß auf das politische Leben aus. Bereits zu Kriegsende fanden in Steyr-Ost Verhandlungen zwischen Vertretern der sozialistischen und kommun istischen Partei um eine Zusammenarbeit im I nteresse der Arbeiterschaft statt. Wie es im Steyrer Wochenblatt heißt, »überzeugten sich die Vertreter beider Parteien von der Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes, im I nteresse der Arbeiterklasse und zum Gelingen des Wiederaufbaues eines freien und demokratischen Lebens.« 2 ) Wenn zwa r anfänglich noch das Verbindende im M ittelpunkt stand, so kristallisierte sich schon sehr bald die Diskrepanz zwischen den beiden Lagern der Arbeiterbewegung heraus. I m Eckhaus Sebekstraße-Punzerstraße wu rde g leich nach Kriegsende ein Heim der freien Jugend errichtet. Für ku rze Zeit wurde dann die Jugendorganisation der KP in der Punzerschule untergebracht und übersiedelte schließlich auf das freie Gelände zwischen der Schwaigerstraße und der Schuhmeierstraße (heute Zellinger). Als beliebter Versammlungsplatz diente aber auch das Gasthaus im ehemaligen Lehmannhof.3) Wie g roß der Einfluß der KP in Münichholz war, beweist der Plan, im Jahre 1 947 ein g roßes Parteihaus mit einem 300 Quadratmeter Versammlungssaal , Gasträumen, Konferenz- und Schulungsräumen zu errichten.4) Dieser Plan wu rde allerdings nicht mehr verwi rklicht. Einen bedeutenden Einfluß übten die Kommunisten in zwei Bereichen aus: 1 . i m Bereich des Arbeitsplatzes du rch i h re Werksorganisation und 2. im Bereich der M ietenfrage: hier gelang es ihnen, im Verhältnis zu ih rem tatsächlichen Stimmenantei l bei Wahlen einen ausgesprochen hohen Einfluß auszuüben. (vlg. Kapitel Wohn- und M ietzinsfrage) Anfänglich übten sie auch einen relativ starken Einfluß auf die Pensionisten aus. Die politische Arbeit der Sozialisten in Mü nichholz begann vorerst nicht mit der Partei, sondern mit der Kinderfreundearbeit. E rste M itarbeiter waren alte Freunde aus der früheren Ära vor 1 934. Die Arbeit in Münichholz galt als Fortsetzung der Kinderfreundearbeit in Ramingsteg vor 1 934. Eng verbunden mit dieser Gründung sind die Namen Poiger, Radmoser und Walzer. I m Herbst 1 945 wurde die erste Parteiorganisation der SPÖ in Münichholz gegründet, als erster Obmann wu rde Karl Fischer gewählt.5) Als erstes Parteilokal und erster Ort für Veranstaltungen der Parteiorganisationen der SPÖ diente das Heim im Bischofswald, das kurz nach dem Krieg als Notspital fü r Steyr-Ost diente. 1 57

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