weitläufigen Historie. Man schweigt von der Briefkunst, von der ganzen so viele Gattungen in sich begreifenden Dichtkunst, von der männli– chen Wohlredenheit. Man schweigt endlich von der christlichen Sittenlehre, welche man diesem Alter, gleichwie sie ihm mehr als allen anderen nöthig ist, auch sehr reichlich angedeihen läßt. Zählt man nun all dies zusammen, so wird man sich vielmehr wundern , wie man nebst der lateinischen Sprachlehre noch so vielerlei andere Sachen habe ab– warten können.'69). Nicht mehr erwähnt wird in dieser Replik die ab 1762 durch kaiserliches Edikt verbotene Schulung durch dasTheater– spiel, welches eine hervorragende Übung im Sprechen und im öffent– lichen Auftreten darstellte70 ). Die genannten Gegenstände waren je– doch keine eigenen Fächer mit festem Stundenplan, sondern waren auch im 18. Jahrhundert in den Latein- bzw. Griechischunterricht ein– gebaut, was Anlaß zu den erwähnten Anklagen gab, jedoch für den Schüler dann ein bedeutender Vorteil war, wenn er von einem tüchtigen Lehrer unterrichtet wurde. Schülerverzeichnisse, wie sie z.B. für das Linzer Gymnasium SJ noch vorhanden sind, gibt es für Steyr nicht. Vereinzelte Hinweise auf Schüler des Steyrer Gymnasiums SJ finden sich jedoch im oberöster– reichischen Landesarchiv72 ) . Die Schülerzahl dürfte nie sehr hoch ge– wesen sein . Die in den LA des 17. Jahrhunderts für sechs Jahre73 ) an– gegebenen Zahlen schwanken zwischen 98 (1688) und 120 (1679) und ergeben im Schnitt 112 jährlich . Im 18. Jahrhundert finden sich die An– gaben über die Schülerzahlen viel häufiger74 ) und bewegen sich zwi– schen 90 (1762) und 187 (1723), das ergibt einen Schnitt von annähernd 125 im Jahr. Die Zahl 200 ist hier nie erreicht oder gar überschritten worden. Trotzdem kann abschließend wohl mit Recht festgestellt werden, daß die Schüler am Gymnasium des Collegiums SJ in Steyr eine durchaus gediegene Ausbildung erhielten, auch wenn man das in LA 163975 ) und176876) ausgesprochene Lob, welches in beiden Fällen die Aussage enthält, daß es sich hinsichtlich des erzielten Fortschrittes ohne weiteres mit den größten Gymnasien vergleichen kann, mit der gebotenen kritischen Einstellung betrachten muß . Daß die Steyrer Bürger diese Bildungseinrichtung zu schätzen wußten und deren Verlust- das Gymnasium wurde mit Ende des Schul– jahres 1773 aufgelöst - zutiefst bedauerten, beweist die Eingabe des Rates der Stadt an den Kaiser, in welcher um die Weiterführung der An– stalt gebeten wird. 77 ) . Leider war dieser Eingabe kein Erfolg beschieden. 85
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