Veröffentlichungen des Kultturamtes, Heft 36, Dezember 1985

gen sich einer Prüfung) 59 ). Solche Hinweise finden sich von da an noch für vier weitere Jahre60), fehlen aber in anderen Jahren sicher nicht deshalb, weil solche Geschichtsprüfungen nicht mehr stattfanden, sondern weil sie bereits als selbstverständliche , kaum berichtenswerte Routine galten. Daß dem Fach Geschichte sehr bald das damit eng verflochtene Fach Geographie folgte , ist nur zu verständlich . So gab P. Franz Wagner vier Jahre nach Vollendung des oben erwähnten Geschichtswerkes 1737 auch eine „Einleitung in die Alte und Neuere Geographie in 37 Landcharten vorgestellt" heraus, der 1745 eine „Einleitung in die Geo– graphie" mit der Verteilung der einzelnen Länder auf die sechs Klassen des Gymnasiums folgte 61 ). In Steyr sind Übungen aus der Geographie erstmals 1754 in der Poetikklasse nachzuweisen 62 ). Von „Exercitationes Arithmeticae" in der Rhetorikklasse berich– ten die LA 1754 und 177Q63). Wenn auch, wie oben ausgeführt, Latein und Griechisch nach wie . vor die tragenden Fächer blieben , die Schüler ab der obersten Gram– matikklasse verpflichtet waren , in der Schule und im Schulbereich la– teinisch zu sprechen, die Lehrbücher zumeist lateinisch abgefaßt, die Prüfungen in lateinischer Sprache abzulegen waren, so ist den– noch festzustellen, daß die Muttersprache von den Jesuitengymnasien nicht zur Gänze verbannt war. Im 17. und auch am Anfang des 18. Jahr– hunderts setzte man jedenfalls die Kenntnis der Muttersprache voraus, sie durfte in den unteren drei Klassen im Unterricht verwendet werden und war auch in Oberklassen zur Erklärung und Übersetzung von Klas– sikern erlaubt. In der Syntax gehörten Übersetzungen in die Mutter– sprache zu den Klassenübungen, desgleichen waren Übersetzungen aus der Muttersprache ins Lateinische anzufertigen 64 ). An den prote– stantischen Schulen scheinen die Vorschriften hinsichtlich des Ge– brauchs der lateinischen Sprache noch strenger gewesen zu sein . So mußten die Knaben an manchen Orten sogar beim Spielen lateinisch reden und bei Verstößen dagegen mit Geld- oder Rutenstrafen rechnen . Ein Fach „Deutsch" gab es auch an diesen Schulen z.T. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nicht. So enthielt der Lehrplan der hohen Karls– schu le zu Stuttgart noch 1782 das Fach „Deutsch " nicht und jener der Schule zu Schulpforta bis 1808 65 ). Daß sich die Pflege der deutschen Sprache an den Gymnasien auch im 18. Jahrhundert nur sehr schwer durchsetzen konnte, hängt in erster Linie mit der Tatsache zusammen, daß sie im öffentlichen Le– ben immer noch als roh galt, die Gelehrten lateinisch sprachen und bei den Vornehmen Französisch zum guten Ton gehörte, wenn man nicht als Barbar und ungebildet gelten wollte. Doch setzten bereits im zwei– ten Viertel dieses Jahrhunderts Bestrebungen ein, die Ausbildung in der Muttersprache zu verstärken. Diese Entwicklung wurde durch die Einführung der Fächer Geschichte und Geographie sehr begünstigt, da dieser Unterricht in den unteren Klassen zum erheblichen Teile in 83

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