Veröffentlichungen des Kultturamtes, Heft 36, Dezember 1985

hindurch fünf, 9 Jahre vier, 16 Jahre drei Lehrer tätig ; die entsprechen– den Zahlen für das 18. Jahrhundert lauten: 6, 25 und 42 Jahre. Beim Ver– gleich der Lehrer- und Schülerzahlen ist festzustellen , daß im 17 . Jahrhundert einer größeren Zahl von Lehrern eine kleinere Zahl von Schülern gegenüberstand, die Betreuung der Schüler also wesentlich intensiver war als im nachfolgenden Jahrhundert. So entfielen im 17 . Jahrhundert auf einen Lehrer zwischen 21 und 35 Schüler, im Durch– schnitt 37 Schüler. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich bei Betrachtung des Anteils der Patres an der Zahl der Professoren. Unterrichteten seit dem Vollausbau der Anstalt in den 64 Jahren des 17. Jahrhunderts 86 Priester, so waren es in den 73 Jahren des 18. Jahrhunderts lediglich 21 . Auch wenn man berücksichtigt, daß die Lehrerzahl in diesem Jahrhun– dert insgesamt niedriger war, ist der Unterschied dennoch recht be– achtlich . Da dies sicher auch an vielen anderen Anstalten so war, ist es durchaus nicht verwunderlich, daß die von der Regierung übermittelte Studienordnung aus dem Jahre 1752 vorschrieb: ,,In allen sechs Schu– len sind nicht junge Magistri , sondern gestandene in pura et recta latini– tate und in der deutschen Orthographie fundierte Patres anzustellen" 16 ). Das aber war eine Forderung, die der Orden im Hinblick auf das Aus– bildungsschema seiner Mitgl ieder nie erfüllen konnte, und wie die Ca– talogi beweisen, auch nie erfüllt hat. Wie sehr man aber einerseits von der Notwendigkeit eines gedie– genen Unterrichts in den Gymnasien durch gute Lehrer überzeugt war, so sehr war man sich auch des geringen Ansehens bewußt, welches ein Lehrer damals genoß . Daß sich daher nur sehr wenige zum Lehrberuf drängten, beweist wohl eindeutig die 24. Regel für den Provinzial , in der es heißt : ,,Er schaffe sich möglichst viele ständige Lehrer der Gram– matik und Rhetorik. Dies wird ihm gelingen, wenn er am Schlusse der kasuistischen oder auch theologischen Studien einige , von denen er vor Gott urteilt, daß sie in diesem Amte mehr als in einem anderen die Aufgabe der Gesellschaft fördern können, mit Entschiedenheit für das– selbe bestimmt und sie ermahnt, daß sie sich wegen des größeren Dien– stes Gottes einem so hei lsamen Werke weihen" 17 ). Es scheint also nicht immer leicht gewesen zu sein, für alle Klassen einen Lehrer zu finden, da die Patres, wie die obigen Ausführungen beweisen, das Lehr– amt nicht sonderlich schätzten und sich daher auch selten in der Funk– tion eines Gymnasiallehrers finden . Die Schwierigkeiten wären wahr– scheinlich noch viel größer gewesen, wenn nicht jeder „novitius scho– lasticus" (Priesteranwärter) im laufe seiner Ausbildungszeit zu min– destens vierjähriger Tätigkeit als Mag ister in den unteren Klassen des des Gymnasiums verpflichtet gewesen wäre18 ). Hier scheint es angezeigt, eine kurze Skizze über den Ausbil– dungsgang eines Angehörigen S.J. , der sich auf das Priestertum vor– bereitete , einzuschalten . Jeder junge Mann , der um Aufnahme in die Gesellschaft Jesu ansuchte, mußte sich einem zweijährigen Noviziat unterziehen, das mit rein geistlichen Übungen ausgefüllt war. Der Ein74

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