Veröffentlichungen des Kultturamtes, Heft 36, Dezember 1985

zwei Klassen zu verteilen, jedoch mit der sehr modern klingenden Auf– lage, ,,daß dieselbe Stufe, dieselben Lektionen, dieselbe Lehrweise und dieselbe Zeit in beiden Klassen beibehalten werden " 9 ) . Solche Paral– lelklassen durften allerdings nur an Orten eingerichtet werden, wo eine Universität der Gesellschaft Jesu bestand 10 ). Eine Vollanstalt umfaßte damals also zunächst fünf Klassen, u.zw. die Principia oder lnfima Grammatica , Grammatica oder Media Grammatica, Syntaxis oder Suprema Grammatica, Poesis und Rhe– torica.Bald aber kam .eine sechste Klasse, die Parva oder Rudimenta, als eine Art Vorstufe hinzu , die z.Zt. der Eröffnung des Gymnasiums in Steyr bereits ein integrierender Bestandteil dieser Schulgattung war. Ursprünglich wurden in diese Parva Schüler aufgenommen , die noch nicht ausreichend für das Gymnasium vorbereitet waren. Die Auf– nahme in die lnfima war nach positivem Abschluß der Parva oder nach Ablegung einer Aufnahmsprüfung möglich , bei welcher die Kenntnis der grundlegenden Grammatik nachzuweisen war 11 ) . In einigen Jah– ren scheinen in Steyr nicht alle Klassen unterrichtet worden zu sein. Den Verzeichnissen nach zu schließen , wurde die Parva in den Schul– jahren 1636/ 37, 1638/ 39 , 1648/ 49 und 1649/ 50 nicht geführt, und im Schuljahr 1670-71 scheint die Syntaxis ausgefallen zu sein . In diesen Jahren fehlen nämlich bei den Magistri scholarum die entsprechenden Funktionsangaben , die sich, wie oben bereits erwähnt, auch dann fin– den , wenn die übrigen , den Klassenlehrern im allgemeinen zugeteilten Funktionen nicht angegeben sind 12). Der Unterricht erfolgte nach dem Klassenlehrersystem . An den größeren Gymnasien, wie z.B. in Linz13 ) , wurde nach dem Vollausbau jeweils eine Klasse von einem Lehrer unterrichtet. In Steyr war dies in den 141 Jahren des Bestandes des Jesuitengymnasiums nicht ein ein– ziges mal der Fall. Vielmehr werden bereits vom Schuljahr 1633/ 34 an ausnahmslos mindestens zwei Klassen von einem Lehrer geführt. Im Regelfall waren es die Parva und die Principia, die einem Lehrer anver– traut wurden ; in die restlichen vier Klassen teilten sich weitere vier Lehrer. In diesem Fall betrug die Zahl der zugeteilten „ professores" oder „magistri" 14 ) fünf , d.i. die höchste Zahl , die sich in Steyr jemals findet. Waren es nur vier, dann wurde gewöhnlich neben der Parva und Principia auch die Grammatica und Syntax zusammengelegt; waren es nur dre i, dann wurde auch die Poesis und Rhetorica von einem Pro– fessor betreut 1s). An der Zahl der zugewiesenen Lehrer läßt sich jeweils auch deut– lich die Entwicklung des Gymnasiums verfolgen . Waren es vom Voll– ausbau der Anstalt im Schuljahr 1635/ 36 bis 1667/ 68 immer fünf, so wurde diese Zahl im gleichen Jahrhundert nur noch in den Jahren 1680/ 81 bis 1685/ 86 wieder erreicht. Im 18. Jahrhundert gab es über– haupt nur sechs Schuljahre (1720/ 21 bis 1725/26) , in denen fünf Lehrer wirkten . In den 64 Schuljahren des 17 . Jahrhunderts waren 39 Jahre 73

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