Veröffentlichungen des Kultturamtes, Heft 36, Dezember 1985

Teil 1 Bedeutende Jesuiten, die in Steyr wirkten Vorbemerkung Es kann heute als unbestritten gelten, daß der Jesuitenorden seit seiner Gründung im Jahre 1540 eine große Anzahl bedeutender Männer auf nahezu allen Gebieten der Wissenschaft hervorgebracht hat. Auch für das Kollegium SJ in Steyr kann auf Grund der nunmehr für den Berichtszeitraum 1632 - 1773 mit Ausnahme des Jahres 1672 vorliegenden Personallisten (Catalogi breves Provinciae Austriae Societatis Jesu) leicht der Nachweis erbracht werden, daß eine beachtliche Anzah_l von Jesuiten, die nachmals hervorragende Männer der Wissenschaft wurden, hier im Zuge ihrer Ausbildung als „Magistri" oder Professores wirkte, oder als Patres mit bereits gefestigtem Ruf als Wissenschafter in der Schule oder in der Seelsorge tätig waren. Zur ersten Gruppe zählen vor allem die Lehrer des Gymnasiums, die aller– dings in vielen Fällen kaum länger als ein Jahr die gleiche Klasse unter– richteten. Dennoch dürften auch sie nicht ohne Einfluß auf ihre Schüler geblieben sein. Ein beweiskräftiges Beispiel hiefür liefert Johannes Christoph Abele von Lilienberg, deresalsehemaligerSchülerdesSteyrer Gymnasiums zum kaiserlichen Geheimrat brachte und aus Dankbarkeit für die genossene Ausbildung 1678 zunächst fl 3000 und, als diese Summe sich als nicht ausreichend erwies, zwei Jahre später weitere fl 1100 zur Errichtung eines neuen Schulgebäudes stiftete. Ungleich stärker war jedenfalls der Einfluß der Priester, die ja meist mehrere, oft sogar viele Jahre als Schulpräfekten, Seminarregenten oder Präsides der vier Kongregationen, die sie in Steyr unterhielten, wirkten . Darüber hinaus bot sich ihnen als Prediger und Katechet, als Betreuer von Alten, Kranken und Eingekerkerteri wohl reichlich Gelegenheit, ihren Einfluß geltend zu machen. Im folgenden wird nun versucht, einige dieser Personen herauszugreifen und ihr Leben und Werk, soweit den oft spärlichen Quellen Nachrichten über sie entnommen werden können, in groben Strichen aufzuzeichnen . Wohl findet sich so mancher Name bereits in Sammlungen von Biographien, wie z.B. in Wurzbachs Biographischem Lexikon, Stoegers „Scriptores" oder J. Schmidts „Kunstchronik der Stadt Linz", jedoch ist in den seltensten Fällen ein Hinweis darauf zu finden, daß der Betreffende auch in Steyr tätig war und auch das kulturelle Leben dieser Stadt bereicherte. Dies dürfte nicht allein dem Umstand zuzuschreiben sein, daß dieses Kollegium im Vergleich mit Wien oder Graz zu den kleineren und weniger bedeutsamen Instituten der Provinz zählte, sondern wohl auch der Tatsache, daß die Geschichte des Kollegiums in Steyr bis in die jüngste Zeit hinein wenig Beachtung gefunden hatte. 5

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