Man kann die uns allen bekannte Entstehungsgeschichte von Steyr mit den beiden uru die Platzwahl der Styraburg kämpfenden Brüder als Wan– dersage der Entstehung Roms durch Romulus und Remus bezeichnen. Doch ist es meiner Meinung nach naheliegender, diese Überlieferung mit dem Gegensatz Steiermarks und Bayerns am Unterlauf der Steyr zu erklären . Selbstverständlich hatte die Styraburg zur Zeit ihrer Erbauung und der späteren ersten Nennung nicht die Ausdehnung und das Aussehen des heutigen Schlosses. Der erste Bau auf dem Felsen war sicherlich nur ein Wachtturm am äußersten Felsensporn . Die Hofterrasse besitzt gegen den Enns- und Steyrfluß schützende Abbrüche. Lediglich gegen Südwesten waren Befestigungen notwendig. Dort wurde der noch bestehende Burg– graben ausgehoben, die Hauptburg errichtet, der Übergang durch eine Brücke mit einem massiven Bergfried, dem sogenannten „ Römerturm " geschützt. Die Verbindung zum genannten Wachtturm waren zunächst hölzerne Palisaden auf Erdwällen an den Rändern der Terrasse, so daß der dreieckige Grundriß der mittelalterlichen Styraburg entstand , der auch für den großen Umbau nach dem Brand von 1727 verbindlich war. In unmittelbarer Nachbarschaft der Styraburg errichtete man die Siedlung gleichen Namens, die im heutigen Schloßpark zu lokalisieren ist. Die Höhenlage, der Schutz durch die Burg und die Sicherheit gegen Hochwasser waren bestimmend. Die Ansiedlung bei der Styraburg dehnte sich mit dem Wohngebiet der Otakarischen Dienstmannen „ am Berg " vor allem im Bereich der nörd– lichen Berggasse (Hofgasse) und später als Burguntersiedlung in der unte– ren Enge aus. Später wurde die Enge das bevorzugte Wohngebiet. Die weitere Gesch ichte der Styraburg kann und soll hier nur gestreift werden, weil sie nicht zum eigentlichen Thema gehört. Die Bedeutung der Styraburg wurde geschmälert, als diese ab 1122 nicht mehr Regierungssitz war und vor allem als die Otakare 1192 mit dem vierten Träger dieses Namens ausstarben. Die ehemaligen Di~nstmannen der Otakare kamen freiwillig in die Jurisdik– tion der im Handel aufblühenden Eisenstadt und fungierten dort von nun an als Stadtrichter und Ratsherren . Als die Styraburg an die Babenberger und später an die Habsburger kam , diente sie vor allem als Morgengabe für die königlichen Gattinnen, bzw. dann als Witwensitz, so für Elisabeth, der Witwe nach Albrecht 1. und Elisa– beth, der Gattin Albrecht V. Im 15. Jahrhundert erlitt die Burg durch kriegerische Handlungen großen Schaden. 1489 wurde der Schloßpark angelegt. Die Styraburg diente auch als Gefängnis für politische Häftlinge, so für Herzog Johann Friedrich von Sachsen, gestorben 1595, für den Woiwoden der Moldau (gestorben 1601) und im Juli 1626 für die kaiserlichen Kommissäre als Gefangene der auf– ständischen Bauern . 7
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