Der Hinweis auf das zu geringe Vermögen begründete die geistliche Hof– kommission zum Vorschlag am 21. März 1784, das Frauenkloster in Steyr endgültig aufzulösen . Die Nonnen sollten auf andere Niederlassungen ver– teilt, und der Unterricht durch geeignete Schulmeister erteilt werden (16). Josef II. schloß sich der Meinung der Hofkommission an. Am 1. Juni 1784 wurde das nunmehrige Ursulinnen- und ehemalige Zölestinerinnenkloster in Steyr aufgehoben . Das Vermögen betrug ca. 226.000 fl. Am 2. Juni meldeten sich 24 Nonnen zum Austritt, darunter 17 Chorfrauen, unter ihnen auch die Oberin Maria Aloisia Theresia von Eckhard. Nur eine Nonne machte von der Erlaubnis Gebrauch , noch fünf Monate im Klostergebäude Aufenthalt zu nehmen . Fünf Chorschwestern erklärten sich bereit, den Unterricht der Mädchen vorläufig weiterzufüh ren und dann zu den Ursulinnen nach Linz zu übersiedeln. Diese Nonnen legten am 22. Mai 1785 ihre Profess in Linz ab. Eine gewisse Anna Maria Sieghartner, die Aufnahme im Orden finden wollte, unterrichtete weiterhin gegen Kost durch zwei Jahre. Für ihre Arbeit erhielt sie eine Remuneration von 100 fl. Der Katechet Josef Pönhofer übersiedelte nach Linz. Später wurde er Benefiziat in Steyr (17). Zum Verwalter des aufgehobenen Klosters wurde der bürgerliche Gastgeb Lorenz Richter bestimmt. Die Überwachung der Klosterrealitäten kam dem Rat lgnaz Gapp zu (18). 1785 wurden der Hausmeister und der Wächter entlassen , und die Kontrolle des Hauses dem Meßner übertragen. Die Kirche und die Loretto-Kapelle wurden gesperrt. 1787 kamen drei Altäre in die neu errichtete Pfarrkirche zu Thanstetten. Der große Hochaltar mit den reizvollen Rokokostatuen und dem 1777 bezeichneten Altarbild von Franz Xaver Gürtler wurde 1839 in Schiedlberg (Steyr-Land) aufgestellt (19) . Die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Kanzel fand in der ehemaligen Kapuzinerkirche der heutigen Vorstadtpfarrkirche Mariae Ver– kündigung in Wels eine neue Verwendung (20). Ein Sakristeikasten kam in die Pfarrkirche nach Kürnberg , Niederösterreich , und die Betstühle fanden in Steyr-Gleink ihre Aufstellung (21). Gemäß dem Hofkanzleidekret vom 5. September 1786 wurde dem Magistrat der Stadt Steyr das gesamte Klosterareal zum Schätzwert von 3.500 fl. über– lassen (Berggasse Nr. 6 und 8). Allein das Kloster wa r auf 2.700 fl. ge– schätzt worden. Nach 1789 wurde das Gebäude dem heutigen Zwecke als Gefangenenhaus zur Verfügung gestellt (22) Auch die Klosterkirche auf dem Grunde des ehemaligen Hoffmann ischen Hauses (Berggasse Nr. 10) kam über den Religionsfonds in den Besitz der Stadt. Später wurde die Kirche in ein Theater umgewandelt (23). Die Loretto-Kapelle und das „ Meßnerstöckl " (Berggasse Nr. 12, das ehe– mals Fuchsbergerische und Wötzingerische Areal) gingen besitzermäßig den gleichen Weg w ie die angeführten Häuser. 1833 wurde dieses Areal geteilt. Das „Meßnerstöckl " ging mit Anton Wittenberger in Privatbesitz über. Der andere Teil wurde als Theatergarderobe adaptiert (24). 45
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