Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

Hans Hoffmann, Freiherr zu Grünbichl und Strechau , war anfangs ein eifri– ger Verfechter des althergebrachten Glaubens gewesen und gegen die Ausbreitung des Luthertums in seiner Herrschaft vorgegangen. Da er sich als kaiserlicher Kämmerer und Schatzmeister am Hof seines Herrn Ferdi– nand 1. aufhalten mußte, wurde die Burggrafschaft von seinem Sohn Adam verwaltet, der sie später 1564/73 selbst innehaben sollte (10) . Hans Hoffmann trat nach 1557 offen für den Protestantismus ein und setzte Aktivitäten fü r den neuen Glauben . Den letzten Anstoß zum Glaubenswechsel scheint der Tod seiner Gattin Elisabeth im 37. Lebensjahr gewesen zu sein. Damals schuf der Witwer ein Grabdenkmal im Bereiche des Hochaltares, den er abreißen und durch einen neuen ersetzen ließ. Vor diesem fand Elisabeth Hoffmann, geborene Gräfin von Salm, ihre letzte Ruhe (11) . In diesem Zusammenhang ist auch die Schutzmantel-Madonna, die damals wahrsche inlich der Aufsatz des Hochaltares gewesen war, aus der Pfarr– kirche abtransportiert und in der bisherigen Wallfahrtskirche Frauenstein in der Herrschaft Steyr und somit in der Hoffmannschen Jurisdiktion aufge– stellt worden. In der Bergkirche zu Frauenstein war schon seit Jahrhunderten ein Gnaden– bild verehrt worden , das nunmehr durch diese Großskulptur ersetzt wurde (12) . 1937/38 wurde die alte Fassung der Schutzmantel-Madonna freigelegt. Bis 1967 stand sie an der nördlichen Chorwand, bis sie nach einer Restaurie– rung in den bemerkenswerten Barockaltar eingefügt wurde (13) . Bei einer Begehung der Wohnung des Mieters Lang im Areal des Zölestine– rinnenkloste rs im Jahre 1974 wurden in einem Raum Bauteile - Säulen - aus vorbarocker Zeit festgestellt, die nach Ansicht von Baudirektor Dipl.– Ing. Otto Ehler auf eine frühere Kapelle hinweisen. Sollte diese Annahme stichhältig sein - alle äußeren Anzeichen sprechen dafür - so könnte die Existenz einer Kapelle in diesem Gebäudekomplex folgende Erklärungen finden : 1. Errichtung einer Kapelle im Hause eines adeligen Hofmannes der Herr– schaft Steyr oder eher im Hause eines reichen Stadtbürgers. Die Existenz und das Vorhandensein solcher Kapellen in Steyrer Bürgerhäusern sind nachzuweisen , so im Hause Stadtplatz Nr. 32 (Bummerlhaus) , im ehemali– gen Hirschenhaus, heute Kreisgericht (Stadtplatz Nr. 13) und im Hause Enge Nr. 16. Lediglich die Kapelle im Bummerlhaus ist uns erhalten geblie– ben . Die Kapelle im Hirschenhaus wurde in den Jahren 1464 bis 1465 vom damaligen Besitzer, dem Gastgeb Andreas Grünthaler, zu Ehren des HI. Nikolaus gestiftet, desgleichen ein Altar, der wahrscheinlich mit dem Nikolausaltar im Steyrer Heimathaus identisch ist (14). Diese Argumentation würde auf das Haus Berggasse 6 und 8 zutreffen, das vor 1490 bekanntlich Reinprecht von Wal lsee als Besitzer hatte und auf das Haus Berggasse Nr. 10 (Prochen , Wiener, Lueger, Fuchsberger) und auf das Haus Nr. 12 hinweisen (15) . 37

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