Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

Berggasse Nr. 10 Das Areal des späteren Hauses Berggasse Nr. 10 gehört zu den interessan– testen in diesem Bereich. Der Bogen seiner Geschichte geht von einer besonderen Stellung als „ Freihaus" über die Errichtung der Kirche des Zölestinerinnenklosters bis zur Verwendung als Theater. Als erste Besitzer des Hauses wird das Geschlecht der Pracken und dann Philipp und Margarete Kling genannt. Der Besitznachfolger ist die bedeu– tendste Bürgerfamilie der damaligen Zeit, die Wiener. So ist auf diesem ,,Freihaus" bis 1465 Wolfgang (II) Wiener als Besitzer angeschrieben. Das Privilegium eines Freihauses, das in Steyr verhältnismäßig selten war, ist wahrscheinlich auf die persönliche Bekanntschaft von Wolfgang Wiener mit Friedrich III. zurückzuführen, denn auch auf kaiserlichen Befehl ist der Familie Wiener die Mühle „zwischen den Brücken" im Jahre 1484 zuge– sprochen worden, bis diese schließlich 1490 von der Stadt erworben wurde (1). Zwischen 1494 und 1502 scheint die Familie Prandstetter ein Recht auf diesem Hause besessen zu haben, denn in den urbariellen Aufzeichnungen des Bürgerspitales heißt es: „ Die Prandstetterin dient von des Wieners Haus zunächst an des Hans Fuchsbergers Haus, das gehört den armen Leuten zur Besserung der Pfrün– de 1 Pfund Pfennig" (moderne Schreibweise) (2). Im Steuerbuch von 1543 wird der Wert des Hauses mit 40 Gulden ange– geben. Im Steuerbuch von 1567 war eine Abgabe von zwei Gulden ver– zeichnet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Privilegium eines Frei– hauses erloschen (3) . Das Geschlecht der Wiener kann seit 1400 in Steyr nachgewiesen werden. Mit Wolfgang 1., Wolfgang II. und Wolfgang III. stellte es für eine Reihe von Jahren auch Stadtrichter (4). Wolfgang II. Wiener war Richter der Jahre 1440 bis 1442. Er hatte das Stadt– gericht von Königin Elisabeth in Pacht genommen. Seine Tochter Barbara ehelichte den Stadtrichter Thomas Lueger. Ein weiteres Amtsjahr konnte Wolfgang II. Wiener 1448 anschließen. Das Haus „auf dem Berg" ging 1465 an seine Söhne Wolfgang II. und dessen Gattin Ursula, an Hans Wiener und dann durch Kauf an Hans Lueger bis 1506 über. Von dem Übergang des Besitzes von Lueger an Hans Fuchsberger im Jahre 1506 sind wir durch die kaiserliche Bestätigung vom 3. Jänner 1518 zu Linz genau infor– miert. In dieser Urkunde wird die Lage des Hauses beschrieben und alle Vorbesitzer genannt (5). Hans Lueger war ein Vertreter des berühmten Geschlechtes, das schon längere Zeit in Steyr ansässig gewesen war und der Stadt mehrere Richter gestellt hatte. Dieser Hans Lueger war der Sohn des Stadtrichters Thomas Lueger und seiner Gattin Barbara, geborene Wiener (6). Von den Fuchsberger'schen Erben kam das Haus am Berg um 1567 an die Gläubiger des Mert Tuchrainer und um 1573 an den Tischler Leonhard Resl (7). 16

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