Die „Hofgasse" Der südlich der Styraburg gelegene Stadtteil hat bis in die ersten Jahr– zehnte des 16. Jahrhunderts eine besondere rechtliche Stellung innerhalb der Stadt Steyr eingenommen . Die im 10. Jahrhundert zum erstenmal genannte Styraburg war sicherlich mit einer befestigten Ansiedlung in ihrer unmittelbaren Nähe verbunden, die um die heutige Berggasse und im Schloßpark zu lokalisieren ist, denn die Bezeichnung „ Burg " bedeutete damals nicht nur den befestigten Her– rensitz, sondern darüber hinaus die durch diese Befestigung geschützte benachbarte Siedlung (1). Dieser Ansicht schließt sich auch Adalbert Klaar an, der die älteste Sied– lung im Südwesten der Styraburg, im heutigen Schloßpark, vermutet. Gegen eine damalige Siedlung unter der Burg spricht die hohe Gefahr durch Hochwasser der beiden Flüsse (2). F. Berndt ist dagegen der Ansicht, die Enge sei der älteste besiedelte Teil der Stadt gewesen (3) . Valentin Preuenhueber schließt sich der Annahme hinsichtlich einer hoch– gelegenen Burgsiedlung in Steyr an , wenn er schreibt, daß sich bei der „anmutigen lieblichen Gelegenheit ... eine Menge Volks nach und nach niedergelassen, welche anfangen ihre Häuser und Wohnungen zu bauen und wie aus den alten Briefen abzunehmen (ist), so seien anfänglich die Häuser vom Schloß um den Berg herum, folgend die Ober-Zeill in der Stadt gebauet" worden (4). Josef Ofner ist der Meinung, daß sowohl der Bereich der Hofgasse - nörd– licher Teil der Berggasse - und das Gebiet der unteren Enge am linken Ennsufer als die ältesten Teile der Altstadt anzusehen sind. Ofner meint, daß das ehemalige Steyr-Tor und die Mühle in Zwischenbrücken (Nr. 3 und Nr. 4) zur gleichen Zeit wie die Styraburg errichtet worden seien , denn als wichtiger Punkt mußte Zwischenbrücken befestigt sein, andererseits waren die Mühlen für die Versorgung notwendig (5). Ein zweiter Siedlungskern, der aber nicht in das Thema dieser Betrach– tung fällt, war im Bereich des Pfarrberges und des Grünmarktes (6). Also war die Siedlung „ Styraburg" die oder eine der Entwicklungszellen der Stadt Steyr. Steyr wird 1082, 1170, 1192 und 1213 als „urbs" bezeichnet. (?,). · Nach einer raschen Aufwärtsentwicklung wird Steyr 1255 als „ civitas " ge– nannt (8). Nachdem sich die Stadt als Burguntersiedlung weiterentwickelt hatte, blieb der Bereich der nördlichen Berggasse Wohngebiet der Dienstmannen der in der Styraburg residierenden Otakare (9). Diese Ministerialen waren an der Entwicklung der städtischen Siedlung rege beteiligt. So wird 1305 eine ,,Gemain der Ritter zu Steyr " genannt (10). 9
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