Das Verhältnis der Patres zu Magistrat, Bürgerschaft und der benachbarten Geistlichkeit Der Magistrat und die betroffene Bürgerschaft sahen in der kaiserlichen Anordnung für die Kollegsgründung , die von ihnen die elf Häuser abver– langte, ein Betreiben der Jesu iten . Diese Rückendeckung des Ordens durch den monarchischen Absolutismus und diese den verarmten Bürgern als unbescheiden erscheinende Beanspruchung der Häuser weckte eher Arg– wohn als Vertrauen unter dem Volk. Die zugleich mit ihrem eifrigen und geistvollen, seelsorglichen und schulischen Wirken entfaltete Kirchenbau– tätigkeit, machte die Patres zu dringend gesuchten Arbeitgebern für Hand– werker und Taglöhner. Der Magistrat, für die Durchführung der gegen– reformatorischen Maßnahmen gegenüber Häretikern Verantwortlich , war bestrebt, ein gutes Verhältnis zu den mit dem Kaiser vertrauten Jesuiten zu pflegen. Der um die immer bedrohlicher werdende wirtschaftliche Situation der Stadt bekümmerte Rat interessierte sich umso mehr für die Bekehrungserfolge des Ordens, da diese dem Abwandern protestantischer Bürger entgegenwirkten . Die Stadtväter bekundeten ihr Wohlwollen gegen– über der Schule durch Prämiierung von Theater- und katechetischen Auf– führungen.198) Die Studentenkongregation erhielt für ihre Karfreitagspro– zession stets eine Beihilfe vom Magistrat in der Höhe von 20 Gulden.199 ) Die Jahresberichte der Jesuiten betonen die zahlreichen Förderer und Gönner des Kollegs aus der Steyrer Bürgerschaft, führen jedoch nur selten deren Namen an ; an erster Stelle gilt der Dank dem Stadtsenat200 ) . Trotz der argen Verschuldung zeigte die Stadtverwaltung dem Orden gegenüber in den Angelegenheiten des Häuserkaufes und -tausches in Anerkennung seiner Leistungen in Schule, Predigt und Katechese, Gottesdienste und Sakramentenspendung großes Entgegenkommen.201 ) Bald fühlten sich die Patres durch die vertrauensvolle und zahlreiche Entsprechung der Bevöl– kerung hinsichtlich ihres Wirkens in Kirche, bei Haus- und Krankenbesuchen innerhalb und außerhalb der ihnen anvertrauten drei Hospitäler bevorzugt. In bezug auf die Gefangenenseelsorge sahen sich die Jesuiten den Kapu– zinern und Domin ikanern gegenüber lange Zeit benachteiligt. Erst nach 16 Jahren ihrer seelsorglichen Tätigkeit in Steyr leistete die Gesellschaft Jesu offiziel l den Verurteilten Beistand.202 ) Im Verhältnis zu den in Steyr und ihrer näheren Umgebung wirkenden Orden zeigte sich anfänglich die Fremdheit der Jesuiten. Eine Ausnahme bildete das Kloster Garsten , dessen Abt - Oberpfarrer von Steyr- stets ein väterlich vertrauter Förderer des Kollegs war ; ebenso der Prior. Als Prämiator des zur Grundsteinlegung der Kirche am 29. September 1635 79
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