Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

läßt.11) Näheres über die Eltern, die frühen Jahre wie Ausbildung etc. ist nach wie vor nicht zu eruieren, doch könnte in dem 1608 in Wertheim nach– weisbaren Organisten Hieronymus Beuerlin (Beuerlein)12 ) wohl mit Recht ein Verwandter vermutet werden. Verwandtschaftliche Beziehungen wären auch denkbar zu jenem Samuel Agricola gen. Beuerlin aus Markgröningen (bei Stuttgart), der durch Vermittlung des Rektors der Landschaftsschule in Linz M. Johannes Memhard 1584 Prädikant bei Wolfgang Jörger zu Tollet und Köppach {OÖ.) wurde und 1586 als Pfarrer in Wilfersdorf/Nö. (von hier wohl 1599 vertrieben) in Linz eine Elisabeth Guckelperger aus Miespach heiratete.13) Am naheliegendsten wäre, den Knaben Paul unter den Sing– knaben des 1536 gegründeten Tübinger Stifts zu vermuten , welche vor allem zur Kirchen-, aber auch zur Tafelmusik und gelegentlich sogar zur Ergänzung der Stuttgarter Hofkapelle herangezogen wurden . 14 ) In den Tübinger Universitäts-Matrikeln scheinen jedoch weder Paul noch Conrad Beuerlin auf (was allerdings nicht unbedingt die Vermutung ausschließt, sie hätten hier wenigstens einige Zeit studiert, weil vor allem ärmere Stu– denten gerne auf die Immatrikulation verzichteten). Jedenfalls hat gerade die Universität Tübingen im späten 16. Jh. zahlreiche in Österreich tätige Prädikanten, Schulmeister usw. hervorgebracht. Ebensowenig läßt sich kon– kret belegen, unter welchen Umständen und wann die beiden Brüder von Württemberg in österreichische lande kamen . Immerhin könnte aber auch hier die Namensschreibung einiges aussagen : in sämtlichen Archivalien (für Paul von der ersten Eintragung in den Ratsprotokollen - im folgenden zitiert als RP - der Stadt Horn vom 3. Jänner 1603 bis zum Ratsprotokoll der Stadt Steyr vom 5. November 1625, für Conrad die Ratsprotokolle von Wiener Neustadt zwischen 1613 und 1627) finden sich die Formen Peurl, Pewrl, Peüerl, Beürl, jedenfalls stets ohne die Endsilbe -in. Diese hatte auch damals in Österreich nicht Diminutivbedeutung entsprechend alleman– nisch und hochdeutsch -ein, sondern diente im Bayrisch-Österreichischen vor allem zur Bildung der weiblichen Namensform. Diesem Unterschied haben offensichtlich beide Brüder durch Weglassung der Nachsilbe -in Rechnung getragen, soweit es nicht durch ihre neue Umgebung selbst– verständlich geschah. Aus der Tatsache nun, daß dies der S1chreiber der Linzer Orgeltabulatur aber nicht tat, ist einerseits zu schließen, daß er den Komponisten und dessen nähere Umstände genau gekannt hat, wodurch deren Quellenwert erheblich gesteigert erscheint. Ja, es ist die Vermutung auszusprechen, daß das Monogramm A. S. P.15 ) in dieser Tabulatur als Samuel Agricula Peuerlin13 ) aufzulösen und dieser als Besitzer oder gar Schreiber von 1613 anzusehen wäre. Daß die Schreibung Beuerlin bei unse– rem Komponisten fast nie beibehalten wurde, macht wahrscheinlich, daß er selbst nicht erst als Dreißigjähriger nach Österreich kam. Bei dieser Namensangleichung an österreichische Verhältnisse könnten schließlich auch bodenständige Vorbilder eine Rolle gespielt haben , denn der Name Peuerl ist in Österreich keineswegs so selten anzutreffen, wie bisher ange– nommen16) wurde u. zw. in der Steiermark, in Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich, 17) darunter in Steyr und Linz. Aber nicht nur in Österreich wurde aus Beuerlin etc. gelegentl ich Peuerl.18 ) In Linz lebte zu Anfang des 17. Jhs. sogar ein Paul Peuerl , der während der letzten Nachforschungen 6

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