Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

i. lnfima (auch: Parva, Rudimenta, Elementa oder Elementaria) 2. Principia (auch: Intima grammatica) 3. Grammatica (auch: Media grammatica) 4. Syntaxis (Suprema grammatica) 5. Poesis (auch : Humanitas) 6. Rhetorica Erziehungsziel der Jesuitenschule war die Bildung der Jugend zu sittlichen und glaubensstarken Charakteren . Den Unterricht erteilten entweder Scho– lastiker, die ihre Studien noch nicht vollendet hatten , oder „ Magister" (Scho– lastiker mit vollendetem philosophischen Kurs) oder - nach Möglichkeit in der Poetik- und Rhetorikklasse - Priester der vier Gelübde. Die geringe Schülerzahl bei Eröffnung der Residenz und Schule läßt darauf schließen, daß die Steyrer Bürgerschaft an einem Jesuitengymnasium nicht interessiert war. Dennoch konnte die Schule - Ende Dezember 1632 be– stand sie aus zwei Klassen mit insgesamt vierzig Schülern - im Herbst 1635 um eine Rhetorikklasse mit (anfangs) 14 Schülern vermehrt und damit zur Vollschule ausgebaut werden. Von den 13 Jesuiten, die im Jahre 1636 das Kolleg bewohnten, lehrte ein Priester die Rhetorik, vier Magister (Schol– astiker) unterrichteten die übrigen fünf Klassen.193 ) Die Zahl der Lehrkräfte war auch in den folgenden Jahren meist fünf, die der Schüler betrug im Jahre 1648 107, darunter 32 Adelige. 194 ) Ein Jahr später verteilten sich die 120 Schüler (das ist die Durchschnittsschülerzahl für die weiteren Jahr– zehnte) in folgenderweise auf die sechs Klassen: Rhetorik 23, Poesis 17, Syntax 14, Grammatik 18, Principia 20, Intima 18. Von diesen Studenten entschieden sich im selben Jahr (1649) zweiundzwanzig in religiöse Orden einzutreten : 9 Benediktiner, 4 Zisterzienser, 1 Dominikaner, 2 Franziskaner der strengen Observanz, 3 Jesuiten und 3 für „ den Orden des hl. Bruno und Augustinus " .195 ) Das traditionelle Schultheater in Steyr war durch seine hervorragende Pflege zu einer für die damalige Zeit bedeutsamen kulturellen Institution geworden. Dennoch erreichte es unter den Jesuiten seine größte Bedeu– tung. Sie benützten das Schuldrama nicht nur als Nachweis für den Leistungsstand ihrer Zöglinge, sondern auch für die religiöse und sittliche Unterweisung der Erwachsenen. Fröhler betont einleitend zu seiner Ab– handlung über das Schuldrama der Jesuiten in Steyr :196 ) ,, Daß die von den Lehrern pflichtgemäß verfaßten oder umgearbeiteten Stücke oft von ge– ringem künstlerischen Wert waren , berechtigt uns nicht, deren Wirkung ge– ringzuschätzen; das Niveau jener Stücke, die von den Wanderschauspielern geboten wurden, haben sie wohl immer überschritten " . Neben den beson– deren Anlässen, die irgendwie mit den Ereignissen in Schule oder Kolleg zusammenhingen (etwa Besuche hochgestellter Persönlichkeiten des welt– lichen oder geistlichen Standes, außergewöhnliche Festfeiern ...), gab es regelmäßig wiederkehrende Termine für Theateraufführungen: Schulschluß (der mit dem Feste das Patrons der Kollegiumskirche zusammenfiel) ; Faschingssonntag beziehungsweise -dienstag (an die Tradition des Schul– dramas in Steyr vor 1630 anknüpfend) ; Karfreitag (Prozession mit Sprech– chören) ; das Fest des hl. lgnatius (31. Juli) und des hl. Franz Xaver (am 77

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