Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

K ran k e n des mit der Kirche verbundenen Versorgungshauses (Bürger– spital) , als auch der vielen Siechen inn- und außerhalb der Spitäler ge– widmet. Besonders hervorgehoben wird die Seelsorge im Bürgerspital: Ein Pater spendete ihnen Trost und Kraft durch religiöse Gespräche und „ recitatione literarum" ,181 ) im Jahre 1642 betete er täglich die Litanei vom Leben und Sterben unseres Erlösers; ferner erwähnt der Chronist 1645 die Predigten während der Fastenzeit ; täglich fand eine heilige Messe statt (an Sonntagen mit Predigt).182 ) Die Jesuiten veranlaßten (1644) den Vor– steher des sogenannten Herrenhauses, dessen verfallene Kapelle wieder instandsetzen zu lassen . Am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit 1645 wurde diese neueingerichtete Kapelle (Dreifaltigkeitskapelle) durch ein heiliges Meßopfer eröffnet. Damit wurde den Bewohnern dieses Spitals in der Siern inger Straße, die infolge ihrer Körperbehinderung durch Alter und Krankheit jahrelang die heilige Messe entbehrten, Gelegenheit geboten , ihr wieder beizuwohnen .183 ) Die von den Jesuiten dort abgehaltenen Gottes– dienste hatten häufig und zahlreich auch auswärtige Besucher. Ist bisher in der Chronik die Betreuung von nur zwei Pflegehäusern angeführt, so heißt es zum Jahre 1647: ,, Drei Hospitäler sind der Sozietät vom Steyrer Senat anvertraut worden ..."184 ) Darin zeigt sich der Erfolg ihrer Seel– sorge, daß den Jesuiten also auch das in der Sierninger Straße gelegene Bruderhaus ihrem Wirkungsbereich überlassen wurde. Bei Hausbesuchen erbaten die Jesuiten Almosen , um sie an Arme und Kranke zu verteilen, deren es viele in der Stadt gab. Zur Tages- und Nachtzeit zu Sterbenden gerufen, bewiesen sie ihre Opferwilligkeit selbst in den Jahren der Pest. Hausbesuche gewährten ihnen Einblick in die private Sphäre der Familien mit deren seelischen Nöten. Der Kampf gegen die heimliche Ehe für die ,, zwingende Rechtsförmigkeit " des Sakramentes, die Rettung zerstörter Ehe– gemeinschaften , die Schlichtung von Ehestreitigkeiten waren die treibenden Motive für ihre Hausbesuche (welche die Patres freilich meist unter dem Vorwand machten , nach den Kranken zu sehen, für Arme Almosen zu er– beten, oder häretische Bücher zu sammeln). ,, Wie durch Zufall vorbeige– kommen", konnte der Pater nicht selten in Familientragödien helfend ein– greifen oder diese verhindern . Im Kontakt mit den fast in ununterbrochener Folge in der Stadt einquartierten Soldaten, gelang es, so manchen unter ihnen der Kirche zurückzuführen . Erst in der zweiten Hälfte der Vierziger– jahre konnte der Tätigkeitsbericht der Jesuiten auch einige Erfolge der Gefangenenseelsorge buchen. Weil es der Richter einem im Jahre 1645 zum Tode verurteilten Soldaten freigestellt hatte, nach Belieben aus den religiö– sen Orden einen Beichtvater zur Vorbereitung auf sein Sterben zu wählen, verlangte dieser einen ihm bekannten Jesuiten: ,, Dieser Beistand war der erste in dieser Stadt, der (von uns) einem Verurteilten geleistet wurde, denn früher übten dieses Amt der Caritas die Kapuziner oder Dominikaner aus " , kommentiert der Chronist.185 ) Besonders hervorgehoben wird ihr Bemühen um Begnadigung der Gefangenen. (In Ermangelung eines spra– chenkundigen Beichtvaters bei den anderen religiösen Orden , bereitete ein Jesuitenpater die im Jahre 1648 zum Tode durch Erschießen verurteilten slowenischen Soldaten auf die letzte Stunde vor : Seiner Intervention ist es zu verdanken, daß der Oberst den zur Urteilsvollstreckung bereits aufge75

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