(auch der Bau der Kollegskirche) . In Verehrung ihres im Jahre 1622 kanoni– sierten Ordensstifters, entfalteten die Jesuiten einen für die heutige Zeit unverständlichen I g n a t i u s k u I t. Der Festtag ihres machtvollsten Heili– gen in der Dämonenbekämpfung , des Schutzherrn der Geburt, wurde jähr– lich (31 . Juli) besonders gefeiert. Obwohl Franz X a ver nicht diese Macht über Hexen und böse Geister zugesprochen wurde, wie sie dem Ordens– stifter beigelegt worden war, überragte der Orientapostel diesen jedoch an Vol kstümlichkeit. Weil die Jesuiten im Jahre 1634 von der Pest verschont geblieben sind, versprachen sie - als Dank für den Schutz Gottes - ihren Fürbittern , dem heiligen Schutzengel und der heiligen Rosa I i a, ein Votivbild in der Kirche aufzuhängen.150 ) In der Stadtpfarrkirche wurde (in Anbetracht der vielen Pestopfer) im Jänner 1635 die Sebastian-Bruder– schaft begründet. Seit der Aussetzung seiner Reliquien zum öffentlichen Kult (1649), tritt auch der Märtyrer GI i o I a p h u s als Schutzpatron gegen die Pest hervor : Zwei Pestkranke, die ein Gelübde zu ihm ablegten , ent– rannen wie durch ein Wunder dem Tod , berichtet die Chronik im Jahre 1650.151) Die Hinwendung zum Religiösen findet ihre Bestätigung im privaten und öffentlichen Ku I t und im religiösen B raucht u m. Dank der Freigebig– keit der Gemeinde und einzelner Bürger konnten die Jesuiten Gebetbücher an die Gläubigen verteilen .152 ) längst vergessene Gebete, Psalmen , Lita– neien und Lieder, - ,, Kampfinstrumente gegen Krankheit und Krieg " - begleiteten Prozessionen und Wallfahrtszüge. Nicht selten hören wir von Wallfahrten nach Maria Zell und Adlwang. In traditionsgebundenen , wieder– und neueingeführten Prozessionen offenbaren sich nicht nur die bildlichen und musikalischen Ausdrucksformen , der Prunk und die Schaulust barocken Lebensstils, sondern vielmehr seelsorgliche „Erfolge " und das Bedürfnis, der katholischen Restauration äußerlich Ansehen zu verleihen . Zur jähr– lichen Prozession zu Fronleichnam und an Bittagen, kam die von den Soldaten der Studentenkongregation im Jahre 1638 erstmals in der Kirche veransta ltete Prozession der Geißler und Kreuzträger zu Ehren des Leidens Christi , das darin bildhaft dargestellt wurde. Ab 1642 fand diese jährlich am Mittwoch oder Freitag in der Karwoche abgehaltene Passionsprozession außerhalb der Kirche statt und wurde immer mehr zu einem religiösen Ereignis der ganzen Stadt. Die nicht selten am lgnatius-Festtag oder ge– legentlich an Festtagen der Gottesmutter aufgeführten Prozessionen bleiben an Bedeutung zurück.153 ) An dem stets mit großer Feierlichkeit begangenen Namen Jesu Fest (1. Jänner) wurden im Jahre 1648 700 Kommunionen ausgeteilt. Zum Gebetstriduum vor dem Aschermittwoch, das im Jahres– bericht von 1637 erstmals erwähnt wird, fand zweimal am Tag eine Pred igt statt; abgeschlossen wurde das Vierzigstündige Gebet vor dem ausge– setzten Allerheiligsten mit einer Prozession in der Kirche.154 ) Zum Fest Maria Verkündigung hebt der Chronist einmal 155 ) hervor : ,, Obwohl sich die Kapuziner und Dominikanerpatres entsprechend um zahlreiche Betei– ligung des Volkes an der Festfeier bemühten, blühte doch an beiden Stätten eine Gemeinschaft der Sodalen , nahm eine so große Menschen– menge an der Messe und Predigt in unserer Kirche teil, daß man meinen konnte, die übrigen Kirchen der Stadt müssen ieer sein " . Zur Feier der 70
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