der Vorstädte in gemieteten Räumen untergebracht waren : Die 1629 eröff– nete Schule in der Sierninger Straße, die Schule in der Gleinker Gasse. Im Jahre 1636 begann man auch im „ Äußeren Steyrdorf" Unterricht zu erteilen. Dazu kam in der Vorstadt die Schule in Ennsdorf.146 ) In diesem Jahr traten die vierten Klassen der Vorstadt-Schulen dreimal zum öffent– lichen Wettstreit zusammen . Durch die Freigebigkeit des Bürgermeisters Cosmans Mann von Mannsperg konnten Bildchen und „vergoldete " Büchlein als Prämien verteilt werden. Auch die Schulmeister erhielten eine Spende. Die Siegespreise für den am Dreifaltigkeitssonntag 1639 unter großer Be– teiligung des Volkes abgehaltenen katechetischen Wettstreit bestritt der Pfarrer von Steyr. Im Jahre 1642 hebt der Chronist hervor, daß die durch den Ablaß angeeiferten Erwachsenen „ sich nicht schämten (auch wenn sie etwas davon noch nicht wußten) , mit den Kindern lernend sich in die ,,Arena " zu begeben " .147 ) In diesem Jahr wurden die Unter-Schulen vier– mal in der Woche in die Kirche geführt, um für den Frieden zu beten. Die bei den traditionellen katechetischen Wettstreiten übliche Verteilung von Büchlein an die Sieger war der Freigebigkeit verschiedener Bürger zu verdanken . Auch die beispielsweise in Krems an Marienfeiertagen oder am Fest des heiligen lgnatius abgehaltenen sogenannten Katechismus– Prozessionen , bei denen die Kinder singend oder betend durch die Straßen der Stadt zogen, waren in Steyr nicht unbekannt. Diese Christenlehre für die Kinder und für die Erwachsenen zeigte ihren Erfolg in deren s a k r a - m e n t a I er Frömmigkeit. Im Jahre 1634 hörte der Confessarius templi 1507 Beichten , 1636 zählte er 2400, 1638 sind es bereits 2900 und dann steigt die Zahl auf einige Tausend. In der Mitte der Vierziger Jahre war der „ Zustrom " zu den Beichtstühlen - besonders zu Ostern und Weih– nachten - so zahlreich , daß der Chronist ein igemale die Bemerkung macht: ,,wir können dem Volk kaum Genüge tun , zumal uns auch benach– barte Pfarreien rufen" .148 ) Der tiefverwurzelten Hysterie und Furcht des Volkes vor dunklen Gewalten, vor denen es sich mittels verschiedener Zaubergeräte - wie magische Steinchen, Amuletten und Bilder - zu schützen suchte, stellten die Jesuiten den organisierten Kult der leuchtenden Vorbilder der H e i I i gen gegen– über. Sie verfolgten diese Zaubermittel und versuchten, dem Volk Gleich– wertiges zu bieten : das wundertätige Heiligenbild, die „ amuletta sacra ", Wachslämmer (Agnus Dei) , Heiligenbilder, das „ Steinchen aus Foya " (Lapil– lus Foyensis), Rosenkränze und Reliquien . Eine „Welt von Teufeln und Dämonen ", voll Zauberei , Irr- und Aberglaube galt es zu bekämpfen.149 ) Im Mittelpunkt der Verehrung stand Maria, die Siegerin in allen Schlach– ten Gottes. Hier offenbart sich die kämpferische Tendenz der Gegen– reformation, die man - nach Weisung des Gründers - in den Predigten eher verm ied ; hier stießen die relig iösen Gegensätze in prinzipiellen Glaubensfra– gen aufeinander. Die Marienfesttage beging man mit größter barocker Feier– lichkeit, so daß sie sich in ihrem Zustrom und im Sakramentenempfang des Volkes kaum von den höchsten Festtagen des Jahres unterschieden . Im Kampf mit den dunklen Gewalten steht der Erzengel M i c h a e I an der Spitze der Heerscharen guter Engel. Seinem und aller heiligen Engel Schutz befohlen, vollzieht sich das ständige Werden des Reiches Christi auf Erden 69
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