Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Nachforschungen zu Paul Peuerl Von Rudolf Flotzinger (Graz) Die Lebensumstände von Paul Peuerl zu erhellen , sind von der Musik– geschichtsforschung mehrfach Versuche unternommen worden. Nachdem Eitner 1900 noch Paul Bäwerl und Peuerl unterschied (wohl aber unter Beurlin und Peyerl auf letzteren verwies1 ) , stellte Paul Frankl 1915 in seiner Dissertation deren Identität fest und fand in einer Reihe von autographen Briefen sowie Konzepten der Gegenseite die für lange Zeit ausschließlichen Anhaltspunkte für die Biographie2 ) . Diese wurden 1925 von Paul Nett! in extenso mitgeteilt3) . Im Zuge der Neuausgabe von Peuerls erhaltenen Wer– ken im Rahmen der „ Denkmäler der Tonkunst in Österreich " (DTÖ) Bd. 70 stellte Karl Geiringer 1929 in Horn und Steyr neuerlich Archivstud ien an , die zwar nicht allzu viele neue Daten erbrachten , aber doch zu einer geschlossenen Darstellung führten4 ) . Schließlich faßte , nachdem er mit der Veröffentlichung des Wilheringer Orgelbauvertrages von 16195 ) diese S'eite näher beleuchtet hatte, Othmar Wessely den bisherigen Forschungsstand unter Einschluß der Lokalforschung6 ) in seinem MGG-Artikel zusammen7 ) . Neuerliche Archivstudien erlauben nunmehr ein differenzierteres Bild . Herkunft Daß der Name des Komponisten Peuerl in Titelblättern und Vorreden seiner gedruckten Werke unterschiedlich (1611 Bäwerl, 1613/20/25 Peuerl, 1620 Beuerlin) geschrieben ist, sollte nach dem Usus der Zeit nicht weiter ver– wunderlich sein. Nicht ernst genug aber hat man bislang die S'chreibung des Namens in der Linzer Orgeltabulatur8 ) Beurlin (f. 28, 41 v) neben der (Genetiv-)Form Peurlini (f. 23 v, 49 v) genommen . Die Suche nach diesem Namen hatte nämlich in Württemberg , wo er sehr häufig vorkommt, bald Erfolg: nach Ausweis des Stuttgarter Taufbuches9 ) ist Paulus Beurlin am 13. Juni 1570 in Stuttgart als Sohn des Ehepaares Hans Beurlin aus Entrin– gen und Catharina geb. Ochs (Tochter von Jerg Ochs aus Stuttgart, verm. 1563) getauft worden. Daß es sich dabei tatsächlich um den gesuchten späteren Organisten und Komponisten handelt, läßt sich stützen durch die Tatsache, daß sonst der Vorname Paul in dieser Kombination nie vor– kommt10) und daß sich der am 9. Februar 1567 in Stuttgart getaufte Bruder9 ) Conrad Beurlin später ebenfalls in Österreich nachweisen und mit dem damaligen Steyrer Organisten Paul in Beziehung stehend namhaft machen 5

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