Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

zum vorläufigen liturgischen Gebrauch e r ö ff n et. Abt Roman von Garsten zelebrierte das feierliche Hochamt unter so großer Teilnahme des Volkes, daß selbst die neue Kirche als zu klein gebaut schien . (Der Abt und die Stadtväter versicherten , ,,ab hominum memoria Styrae in re sacra tantam non fiusse una visam multitudinem") .117 ) Nach dem kirchlichen Teil fand zu Ehren des Stadtsenats - als Dank für seine zahlreichen Wohltaten gegen die Sozietät - eine Theateraufführung statt: das Drama „ De Justulo Martyre " . Die Stadtväter deckten die Auslagen für die Prämien , die an die Schüler verteilt wurden und spendeten überdies 100 fl. Die Jesuiten übernahmen auch weiterhin die Gottesdienste in der S p i - t a I k i r c h e, ,,jedoch dürften sie sich vermöge Ihres Instituts nit obligirt machen " . 118 ) Am 8. Dezember 1648 vollzieht Bischof Ulrich von Passau die feie r I ich e W e i h e der K i r c h e. Der Jahresbericht bietet Ausführliches darüber: Am Vortag wurden die Reliquien für die sieben Altäre eingeholt. Bischof Ulrich kam mit drei Prälaten und arbeitete bis spät in die Nacht: Die Reli– quien wurden in fein ausgeführte Zinnkapseln eingeschlossen und dann in Wachs gewickelt. Die ebenfalls vom General aus Rom geschickte Reliquie des heiligen Gl iolaphus behielt man auf für die öffentliche Verehrung.119 ) Am Festtag der Unbefleckten Empfängnis wurde die neue Kollegskirche konsekriert und dem h e i I i g e n M i c h a e I geweiht. An diesem Vor– mittag weihte der Bischof auch zwei der sieben Altäre. Die Prälaten von Garsten , Seitenstetten und Gleink sowie der Erzdechant von Lorch wohnten der Feierlichkeit bei. Zu Mittag bei der Tafel dankte ein Jesuit nach Gott und dem Hohen Hause Österreich besonders den Familien der Herzöge von Eggenberg und Grafen Thanhausen. Fürst Ulrich von Eggenberg wird als ,, Praecipuum Fundatorem Templi " bezeichnet. Als Dank prangt sein Wap– pen über dem Kirchenportal. Während des Mahles sorgten die Studenten für unterhaltsame Einlagen durch Spiel und Musik. Am Nachmittag spendete der Bischof bis spät abends in der neuen Kirche das Sakrament der Fir– mung. Tags darauf erteilte er Religiosen verschiedener Orden die heiligen Weihen und konsekrierte anschließend die übrigen fünf Altäre. Der Jahrestag der Kirchweihe wurde durch ein Privileg des Bischofs auf den dritten Sonntag nach Ostern verlegt. Papst lnnozenz X. hat für diesen Tag einen vollkommenen Ablaß (ad septennium) gewährt. Die Innenansicht der Kirche schildert der Chronist : ,,Die geweihte Kirche ist mit sieben Altären geschmückt, für die Weihbischof Ulrich in folgender Ordnung Patrone bestimmte : Der Hoch a I t a r ist nach Gott und der Gottesmutter dem Fürsten der Erzengel geweiht. Der vordere Chor bis zu den Gittern ist mit weißem Parischem und mit rotem Marmor (ab– wechselnd) ausgestattet und umfaßt je zwei Oratorien mit lichten Fenstern. Der Boden , der sich um eine Stufe gegen die Sakristei hin senkt, ist bis zu den Kapellen (Seitenaltären) und bis zum unteren Schiff, das um zwei Stufen tiefer liegt, mit rotem Marmor belegt. Die d r e i Kap e 1 1e n auf de r E p ist e I seit e sind in ihrer bildhauerischen Ausstattung noch nicht vollendet. Der erste Altar ist den Heiligen lgnatius und Xaverius 60

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