Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

= Erzengel Michael) . Die fünf Rektoren des ersten , zwölfjährigen Bauabschnittes sind : Markus Noel; ihm folgt im laufe des Jahres 1636 P. Johannes Eckstein , der sieben Jahre mit Fleiß und Umsicht den Kirchenbau weiterführt ; P. Johannes Bap– tist Lackner, sein Nachfolger muß infolge schwerer Erkrankung das Amt 1644 an P. Martin Klingenperger abtreten; am 30. Juli 1647 wird P. Paulus Tafferner Leiter des Kollegs.112 ) Da die Jahresberichte von 1636 bis einschließlich 1638 nichts vom Kirchen– bau erwähnen , geht Bernhard Duhrs Annahme kaum fehl, daß der Bau wegen der Kriegsunruhen und wegen Mangels an Mitteln unterbrochen werden mußte.113 ) Der wirtschaftliche Niedergang S'teyrs hatte seinen Fortschritt genommen. 228 Häuser standen leer, von denen 70 verfallen oder für Wohnzwecke unbrauchbar geworden waren. Kaiserliche Kommissionen untersuchten mehr– mals den Vermögensstand der Stadt. Ab 1639 sollte Steyr von den Quar– tierlasten und von den Abgaben für die unbewohnten Häuser entlastet werden, doch die Landstände beharrten auf ihren Steuerforderungen und beanspruchten auch weiterhin das Gefälle von den elf Häusern der Jesuiten und den zwei Häusern der Dominikaner, die von K. Ferdinand II. schon im Jahre 1631 und später wieder im Jahre 1635 als steuerfrei erklärt worden waren . Von 1640 bis 1647 gehen immer wieder Befehle des Kaisers an die Landstände, der Stadt Steyr für die 228 leerstehenden Häuser keine Steuern abzuverlangen und die wider die kaiserliche Verfügung bereits abverlangten Landessteuern zu refundieren. 114 ) Der Magistrat mußte bei Ratsfreunden, Handelsleuten, Juden und anderen Personen Darlehen auf– nehmen . Seine Schuldenlast betrug noch im Jahre 1657 635.718 Gulden. Zum Jahre 1639 vermerkt der Chronist: ,, Novi Templi fabrica spem facit proximi usus " ,115 ) denn in diesem Jahr hat man mit dem Bau des Gewölbes begonnen. Rektor Eckstein bemühte sich , Steine und Ziegel verfallener Häuser für den Kirchenbau zu erwerben (so vom Lobhartsbergerischen Haus 1640). ,, Gegen die Hoffnung und Erwartung Vieler" konnte im Jahre 1641 das Kirchendach gesetzt werden . Ein Jahr später ist der Vorderteil, der Chor, eingewölbt ; eine S'eite der neuen Sakristei wird aufgemauert. 1644 mußte der schwerkranke Rektor Lackner von seinem Amt abgelöst werden : „ Der Kirchenbau, der aus bestimmten Gründen schon das zweite Jahr keine Fortschritte macht, wurde mit dem Gewölbe ausgestattet" .116 ) Bevor Kaise– rin Eleonora nach ihrem längeren Aufenthalt im Jahre 1645 und 1646 Steyr verließ, spendete sie „ eine große Summe " für den Kirchenbau. Nicht zuletzt durch Stiftungen von Altären - Baron Siegfried Leonhard Breiner (1646) , Gräfin Ursula Thanhausen (1646, 1.000 fl) , Altbürgermeister Josef Achtmarkt von Achtmarktstein auf Engelseck (t 14. 3. 1647, Legat von 1.000 fl) - , war die Innengestaltung des neuen Gotteshauses soweit gediehen, daß es für liturgische Zwecke bereits geeignet schien: Obwohl die Kirche noch nicht konsekriert war, wurde sie am 29. 9. 1647, dem Festtag des Schutzpatrons, 59

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