Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

b) Seminar Seminare waren Einrichtungen, die vor allem mittellosen Studenten das Studium ermöglichen sollten (seminarium pauperum). In den „Konvikten " , die den Jesuitenschulen angeschlossen waren , fanden diese Knaben Kost und Wohnung; die Mittel dazu stammten aus frommen Stiftungen. Später wur– den auch Zöglinge aufgenommen, die das Kostgeld selber bezahlten , so daß sich die Insassen eines Seminars in Alumnen und Konviktisten schieden . An der Spitze des Seminars stand der Regens, ein Priester, die eigentliche Führung der Jugend aber lag in der Hand eines Magisters, des Präses oder Präfekten. Die Errichtung des Seminars ad S'anctum lgnatium in Linz ist das Haupt– werk P. Georg Kölderers: 1628 beginnt er mit einer Armenschule, kauft einige Jahre später als praefectus studiorum pauperum von den Spenden der Stände und des Prälaten von St. Florian Häuser für die Unterkunft der Zöglinge, deren Vorgesetzter (praefectus seminarii) er bis zu seiner Ver– setzung (1639) bleibt. 1646 wird das Seminargebäude erstmals von den Jesuiten bewohnt: von Kölderer und einem Magister. Bis zu seinem Tod (1648) bleibt P. Georg Kölderer Regens des Linzer Seminars.96 ) Sein Wirken in Steyr (von 1643 bis 1646) als Schulpräfekt und Beichtvater des Kollegs findet sich zwar im Personalkatalog vermerkt, doch nicht das Amt „praefectus studiorum pauperum ".97 ) Pritz berichtet zur Eröffnung der Residenz, der Magistrat habe den Jesuiten ein Haus zum Zwecke eines S'eminars unter der Bedingung zur Verfügung gestellt, einen Bürgerssohn aufzunehmen und unentgeltlich zu unterrichten.98 ) Im Jahresbericht 1635 wird erwähnt: ,, ebenso planen wir ein Seminar für Studenten , deren fünf bisher auf Kosten des Kollegs erhalten wurden". Rektor Eckstein bemüht sich 1640 um Steuerbefreiung der zwei Gruberischen Häuser, die Peter von John, ,, gewester Einnember zue Gmundten", anstatt Abzahlung fälliger ,,Raith-Rests " abgetreten hat und nun als Seminar Verwendung finden soll– ten.99) Der Gründer des Steyrer Seminars ist Dr. Georg Friedrich Koller, Pfar– rer in Sierning (t 1653). Er gab das Geld für den Kauf und die Ausstattung der beiden dem Kolleg benachbarten Gebäude - das Jäzlauische oder Sip– pachmayrische (Michaelerplatz 9) und das des Binders Hans Friedl (Schlüs– selhofgasse 1) - , in denen im Jahre 1651 das S'eminar „ Zum heiligen Schutzengel " eingerichtet wurde. Koller stiftete ferner 3.000 fl und zwei Jahre später (lt. Testament 1653) 500 fl für den Unterhalt (3) geeigneter Stu– denten.100) Sein Amtsvorgänger in Sierning, Pfarrer i. R. Jakob Wenzel Ru– land bestimmte noch zu Lebzeiten eine Stiftung von 1.000 fl und bekräftigte dies durch ein Legat : Von den fünf Prozent Zinsen dieses bei der lnner– berger Haupteisengewerkschaft eingelegten Betrages sollte ein Student aus der Rulandischen Verwandtschaft erhalten werden. Das Seminar in Steyr hatte zu Beginn vier solcher Stiftungsplätze. 101 ) Die dritte S'tiftung kam von dem im Jahre 1654 verstorbenen Hausarzt des Kollegs, Johannes Baptista Schiffer: 3.000 fl für drei Zöglinge aus seiner Verwandtschaft.1°2 ) Der vierte Stifter ist Gräfin Franziska von Harrach, Tochter des Fürsten von Eggenberg 56

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