Haus lastenden 94 fl Steuerschulden); dafür verpflichtet sich das Kolleg, einen Bürgerssohn von Steyr in Musik und den Wissenschaften zu unter– richten und ihm den nötigen Unterhalt zu verschaffen . Der Magistrat erhält das ius praesentandi für einen S1tipendisten im Seminar.95 ) Am 17. September 1657 konnte endlich der Grundstein für das neue Kolleg, das heutige Gebäude des Realgymnasiums, gelegt werden. Freigebige Förderer wie Graf Johann Thanhausen und der Fürst von Eggen– berg halfen dem Bau des Kollegs zum Fortschritt. Binnen Jahresfrist wurde der eine, an der Ostseite der Kirche gelegene und zur Enns blickende Flügel von den Grundmauern bis fast zum ersten Stockwerk aufgeführt und auch der Hof zu beiden Seiten der Kirche mit einer Mauer umgeben. Dieser Flügel erhielt 1659 das Dach und wurde zwei Jahre später vollendet. Geld– mangel brachten den Bau ins Stocken. Erst durch ein Darlehen in der Höhe von 12.000 Gulden, das der Stadtrat dem Kolleg gewährte, war der Weiter– bau endgültig gesichert. 1665 konnte der zweite Flügel vollendet werden; es wurde die Fläche zum Bau des dritten Flügels vorbereitet, der im laufe der nächsten zwei Jahre wenigstens bis zum ersten Stockwerk aufgeführt werden konnte. Die finanzielle Lage war bedrohlich geworden : Da der Kir– chen- und Kollegbau soviel Geld verschlungen hatte, war die Verschuldung so groß geworden, daß man vorübergehend die Auflösung des Kollegs in Erwägung zog. Seit 1670 half die Hofkammer mehrmals mit einer Holz– lieferung aus; seit 1674 sahen sich die Prälaten von Kremsmünster und St. Florian veranlaßt, die bedrängten Patres durch Getreidel ieferungen zu unterstützen, die späterhin zur Gewohnheit und damit zu einer regelmäßi– gen Einnahmsquelle des Kollegs wurden . Ein ehemaliger Schüler des Gym– nasiums, Johannes Christophorus von Abele, stiftete im Jahre 1678 3.000 Rheintaler für die Errichtung eines neuen Schulgebäudes für sechs Klas– sen. Das alte Haus hatte sich für die gut zweihundert S1tudenten als zu klein erwiesen . Die Jesuiten kauften nun die dem Kolleg gegenüberliegenden zwei Häuser - das des Adam Obergruber um 200 fl und das angrenzende des Michael Dorfer -, ließen sie abbrechen und legten im Juni desselben Jah– res auf diesem Platz den Grundstein für die neue Schule (heute Michaeler– platz 13). (Da die Stiftungssumme für den Bau nicht ausreichte, wurde sie später vom gleichen Förderer erhöht. Nach Pritz spendete der Graf 4.150 fl.) Im Jahre 1680 konnte der Schulbau vollendet werden . 1682 kauften die Jesuiten vom Magistrat um 3.000 fl „das Schloß auf der unteren Enns– leythen, Engelshof genannt, samt allem Zugehör ". Dabei war ein großer Garten, der Studenten als Unterhaltungsplatz diente. Erst 1717 wurde das alte Wohnhaus der Patres abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Mit der Aufhebung des Ordens am 16. August 1773 hörte - Ende des Schul– jahres - auch das Jesuitengymnasium in Steyr zu bestehen auf. Rat und Bür– gerschaft baten vergeblich an höchster Stelle „ um allergnädigste Bewür– kung , womit das dasige Jesuiterkollegium mit denen erforderlichen Geist– lichen besetzt und versehn werden möchte". Damit schließt der erste Ab– schnitt des Wirkens der Gesellschaft Jesu in der Eisenstadt Steyr. 55
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2