Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Die stetige Aufwärtsentwicklung des Kollegs im Verein mit den sich nach Abschluß des Dreißigjährigen Krieges etwas günstiger gestaltenden wirt– schaftl ichen Verhältnissen geben dem Bauwillen neuen Auftrieb. Der größte Wohltäter bleibt nach wie vor die Mutter des Stifters , Gräfin Thanhausen : sie spendet 2.000 fl im Jahre 1641 , 4.000 fl schenkt sie zum Ankauf eines Grundstückes im Jahre 1650. P. Eustach ius Slf:ahal ,85 ) ein Luxemburger, wird mit einem großangelegten Plan zum Initiator eines neuen Kollegsge– bäudes. Sein Bemühen , drei verfallenene Häuser als Bauplatz für das neue Kolleg zu erwerben , kommt am 16. September 1650 im Stadtrat zur Sprache. Der von den Jesuiten zu diesem Zweck vorgeschlagene Häusertausch wird am Allerheiligentag nachmittag in der im Kolleg anberaumten Konferenz zwischen Rektor Stahal, den Ordensprovinzial und den hiezu Beauftragten der Stadtgemeinde erörtert.86 ) Erst am Festtag des hl. Michael 1651 wird der Vertrag über den Häusertausch und den Vergleich zwischen Kolleg und der Stadtgemeinde unterfertigt.87 ) Er enthält fünf Punkte : 1) Der Rektor überg ibt dem Magistrat als Eigentum mit allen dazugehörigen Rechten vier (an der Westseite der St. Michaelskirche gelegene) Kollegsgebäude: das Marg raberische - (Schulhaus), Khöberische-, das Müllechnerische und Wolf Richterische Haus. Als Auflage wird verlangt : das Wohn- und Nutzrecht bis zur Fertigstellung des geplanten Kollegsneubaues ; falls der Magistrat diese Häuser verkauft, erhält das Kolleg die Hälfte der Kaufsumme; da das Mühllehnerische- und Richterische Haus vor Abbruch an der Kirchenseite nur blinde Mauern hatte, dürfen keine neuen Fenster ausgebrochen werden , die bestehenden aber müssen vergittert bleiben; diese beiden Häuser dürfen keinem Handwerker mit einem lautschalligen Gewerbe verkauft we rden;. 2) Der Magistrat tritt an das Kolleg ab: die im Inneren Ennsdorf nächst der Societäts-Kirche (an der Ostseite der St. Michaelskirche) ,,gegen dem Örthl werths an der oberen Zeil! gelegene " drei Häuser: das Lobhartsbergerische - (Michaelerplatz 7) , das Wolf Rießederische - (Michaelerplatz 8) und das Michael Eislische (Eißlerische Haus, Michaele rplatz 8a)88 ) zur Erbauung von Kolleg und Schule, exi miert von allen Auflagen .89 ) 3) Ebenso werden die beiden Häuser für das Seminar von al len Abgaben und Auflagen befreit: das um 700 fl erkaufte Jäzlau ische (oder Sippachmayrische, Michaelerplatz 9) und das hinte r diesem gegen den Berg (Tabor) zu liegende Friedlische Haus (Schlüsselhofgasse 1). Beide Häuser liegen im Inneren Steyrdorf am Ort, an der oberen Zeil, innerhalb der Stadtmauer und Taborstiegen an das Eißlische Haus anrainend . 4) Das Kolleg erhält die Erlaubnis zu r Errichtung einer Mauer „ in mitterer Mannß Höhe " als gewisse Klausur fü r Kirche, Kolleg und Seminar: vom Richterischen Haus nach rückwärts in den Garten , zur Taborhöhe hinauf, hinüber zur Taborstiege und neben der– selben „ bis auf die Gassen herabwerths " verlaufend. 5) Der bisherige Licht– einfall durch die beiderseitigen Ladenfenster auf die Taborstiege soll so geändert werden , daß auf der Seminar- und Kollegseite keine Fenster zum Durchschauen angebracht sind . Die Breite von Kirche - Kolleg - Seminar bis an die Taborstiege (und dessen Aufgang von der Stadt her) beträgt ungefähr 70 Klafter.90 ) Eine bedeutende wirtschaftliche Erweiterung brachte der zur Herrschaft Steyr gehörige Schlüsselhof, zu dessen Ankauf Rektor Pau lus Tafferner von 53

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