Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Zur Baugeschichte a) Kolleg {und Schule) Die Niederlassung der Gesellschaft Jesu in Steyr wurde von Linz aus im Jahre 1631 vorbereitet: Man traf Vorkehrungen für den geplanten Kirchen– bau und die zweckentsprechende Umgestaltung der (1630) für das Kolleg bestimmten elf Häuser. Pritz und der frühere Kustos des Steyrer Heimat– hauses (Museums), Heinrich Kainz, geben als Baubeginn des Kollegs das Jahr 1631 an.78 ) Die Anfang November 1632 eröffnete Residenz benützte drei bezugsfähige Häuser: das Margraberische als Schulgebäude, das Khö– berische als Wohnhaus und das als Wirtschaftsgebäude umgestaltete Mil– lechnerische (und Richterische?) Haus. Im Jahre 1634 ließ Noel für das Kolleg, das bisher aus dem gemeinsamen Stadtbrunnen (ex communi fonte civitatis) das Trinkwasser erbeten mußte, eine eigene Wasserleitung bauen. „Der Herren P. P. Jesuiten Prun (Brunnen) in der Prüglwisn " war vom Magistrat gebilligt worden .79 ) Das Quellwasser floß durch 260 Rohre aus einer Entfernung von einer Viertelmeile. Im Frühjahr 1638 bewarb sich P. Eckstein um die gerade käuflichen zwei „Burgerlichen Gärtten sambt darinnen begriffenen Wohnungen " auf der Ennsleite. Beide Besitzer - Son– nenwaldt und Wuschletisch - waren verstorben.80 ) Gräfin Ursula Thanhau– sen spendete zu d·iesem Kauf 1.000 Gulden . Garsten verzichtete auf die ihm von diesen Gütern zustehenden Abgaben ; die Stadtverwaltung befreite die Besitztümer der Jesuiten von den Steuern und verzichtete zu ihren Gun– sten auf die 210 fl 3 ß Steuerschulden, die daruf lasteten.81 ) (Trotz der im Jahresbericht 1639 erwähnten, vom Abt von Garsten gewährten Befreiung der beiden Grundstücke von den jährlichen Abgaben, hatte das Kolleg hie– für dennoch solche an die Stadtpfarre zu leisten. Nachdem der Magistrat im Jahre 1661 den Rektor vergeblich an diese Pflicht erinnert hatte, sah er sich fünf Jahre später veranlaßt, daß Kolleg mit Androhung einer Exe– kution zu ermahnen, des seit 27 Jahren angewachsenen Dienstausstands– betrag an die Pfarrkirchenamtsverwaltung zu entrichten .)82 ) Im März 1639 ersuchte Eckstein die Stadtverwaltung um Überlassung der Steine und Zie– gel von dem eingestürzten Lobhartsbergerischen Haus (Michaelerplatz Nr. 7).83 ) Die Stadtväter Fritzler und Hoffmann wurden beauftragt, Rektor Eckstein und Provinzial Lamormaini zu veranlassen , die Befreiung von den Landessteuern und Landessteuerschulden für dieses Haus durch ein kaiser– liches Dekret zu erwirken.84 ) Im Jahre 1647 wurden im Wohnhaus des Kol– legs vier neue Schlafgemächer ausgebaut und eine Krankenkapelle einge– richtet. Vom Wohnhaus zur Sakristei der neuen Kirche, die in diesem Jahr für den liturgischen Gebrauch eröffnet werden konnte, errichtete man einen Gang. Dadurch konnten die fünfzehn Kollegialen wettergeschützt und unter Wahrung der Klausur das Allerheiligste besuchen . 52

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