Besichtigung der Stadt durch den Kaiser Die innigen Beziehungen der Eisenstadt zu den Handelsstädten Deutsch– lands und Italiens machten die Bürgerschaft empfänglich für neue Ideen und Geistesströmungen. Prediger, die das „reine Evangelium " von der Kanzel verkündeten, wie der Barfüßermönch Ca I i x t (1525/27) und der Stadtpfarrer Michael Forste r (t 1528), nahm der Rat tatkräftig in Schutz. Die W i e der t ä u f er a poste I Johannes Hut, Leonhard Schiemer, Hans Schaffler und Thomas Waldhauser fanden besonders unter den Handwer– kern zahlreiche Anhänger. Steyr wurde zum Mittelpunkt der Wiedertäuferei im lande ob der Enns1 ) . Daß durch Blutgerichte am 30. März und 12. No– vember 1528 dieser Bewegung ein Ende bereitet wurde, war zum Vorteil der Anhänger Luthers. Der Nebenbuhler war unschädlich gemacht, und beim König konnten sie auf ihre Mithilfe bei der Ausrottung der „verführerischen Sekte" verweisen2 ). Als im Mai 1534 ein Aufruf zu Buße und Prozessionen wegen der traurigen Zeitläufte (Türkenkriege) angeschlagen wurde, suchte die von Teuerung, Not und Seuche geplagte Stadt Zuflucht im Glauben und Trost in der Pre– digt. Doch diese Predigt, zu der es sie trieb, war lutherisch und von den Adeligen in aller Öffentlichkeit eingeführt. In Losensteinleiten predigte ein lutherischer Prädikant und schließlich auch in der Stadtpfarrkirche in Steyr. Der katholische Burggraf Hans Hof f m an n, der als Obersthofmeister des Kaisers Einfluß bei Hof hatte und im Ernstfall für Steyr ein gefährlicher Ankläger war, konnte die Einführung der neuen Lehre nur verzögern, aber nicht mehr verhindern. Mit dem Ableben des Stadtpfarrers AI brecht, brach für Steyr die Zeit des öffentlichen Bekennens der neuen Lehre an. Wolfgang W a I d n er begann 1545 öffentlich auf der Kanzel das Luthertum zu predigen. Mit ihm eröffnet sich die Reihenfolge der protestantischen Stadtpfarrer aus dem Konvent des Stiftes Garsten . Abt W o I f g a n g 1. (Graufuß, 1537-,559) verhinderte Luthers Lehre weder im Kloster noch in den acht Pfarren , die Garsten unterstanden3 ). Sein Nachfolger Anton P r u n d o r f e r (1559-1568), ehemaliger Pfarrer von Gaflenz, lebte im Ehe– stand und verkündete anläßlich seines Amtsantrittes, daß er nicht gewillt sei, seine Frau zu entlassen. Abt Georg II. (Lochmayr 1568-1574) war ebenso wie sein Vorgänger Protestant. Das Land ob der Enns unterstand in kirchlichen Dingen dem Bistum Passau. Bischof Urban III. Trennbach (1561-1598) konnte seinen Reformwillen gegenüber den protestantischen Ständen nicht durchsetzen. Die Erneuerung des katholischen Glaubens innerhalb der Klöster aber leitete der Bischof 35
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