Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

lichkeit) . Johann Kasimir v. Sachsen ist als äußerst musikverständig und Widmungsträger mehrerer Musikwerke, sein Coburger Hof als Betätigungs– feld Melchior Francks (!) bekannt. Wagenmann setzte also „auf Nummer sicher" . Trotzdem ist die Wahl äußerst geschickt: Johann Kasimir war der Sohn des längere Zeit in Wiener Neustadt internierten und 1595 in Steyr im Exil verstorbenen Johann Friedrich II. v. Sachsen . Die Widmung des Werks eines Steyrers mußte also Assoziationen wecken, die durch ent– sprechende Betonung des protestantischen (= anti kaiserlichen) Moments um so wirksamer gemacht werden konnten . Der Druck von 1625 schließlich knüpft nicht nur als „Secunda Pars" an 1611 an, sondern entspricht diesem auch, was Titel und Vorrede anlangt. Ersterer weist auf die „sonderliche Manier", in der diese Suiten gedruckt sind (zwei Partituren) hin. Letztere ist wieder „An den Leser" gerichtet, bringt nur Spielanweisungen und keine eigentliche Widmung , und ist wiederum nicht vom Komponisten gezeichnet. Es handelt sich um das größtmögliche Entgegenkommen dem Benützer gegenüber, die Einmalig– keit der Form ist vor allem dem Interesse an geschäftlichem Erfolg ent– sprungen. Peuerls Lage von 1625 verlangte danach . Instrumental- und Vokalwerke Wie allemal, sollten die vorstehenden biographischen Überlegungen nicht zuletzt der Förderung des Versuches dienen, die Beziehungen im Werk Peuerls näher greifbar zu machen . Peuerl gilt seit langem mit seinem Werk von 1611 als der Schöpfer der deutschen Variationensuite. Erst vor kurzem ist auf die bereits genannte, in der Geschichte der Instrumentalmusik bisher unbeachtet gebliebene Sammlung des Jörgerschen Schloßmusikers Johannes Thesselius hinge– wiesen worden , dreisätzige Suiten , in denen der Komponist „ die beiden Rahmentänze über die Intrada hinweg musikalisch durch variationsähnliche Gestaltung miteinander verband" .84 ) Eine genauere Untersuchung dieser steht noch aus, doch ist neben der Tatsache, daß Wagenmanns offenbar mit Peuerls Werk 1611 eine Konkurrenzierung des Nürnberger Druckers Kauffmann begonnen hat, mehreres festzuhalten : Die viersätzigen Suiten Peuerls besitzen in der Linzer Orgeltabulatur z. T. dreisätzige, von der Druckversion abweichende Entsprechungen , die man auf den ersten Blick den ebenfalls dreisätzigen Suiten des Thesselius an die Seite stellen könnte. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, daß es sich dabei um Satzpaare mit einem weiteren (meist als Nachtantz bezeichneten) einfachen Proporzsatz handelt, der in der Druckversion fehlt (abgedruckt im Anhang an Geiringers Ausgabe). Dabei zeigt sich also nicht nur die verschiedene Stil isierungsebene - die Tabulaturversionen stehen ausnahmslos der Tanz– praxis näher -, sondern die grundsätzliche Verschiedenheit gegenüber Thesselius, bei dem die Stilisierungsebene einigermaßen die gleiche sein dürfte, dafür aber nur die Rahmensätze in einem Variationsverhältnis stehen , während der Mittelsatz frei gestaltet ist. Und dieser Mittelsatz, als Intrada 25

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