iig auf- / gericht, vnnd alßdann zum ganzen gebrauch, / vor dem h(eiligen) Osterfest eingestimbt werd(en) / möge (RP). Am 5. März 1614 arbeitet bereits der Maler „an dem Umbfang [Fassung] des Orglwerks" (RP). Ganz so schnell dürfte es aber trotzdem nicht fertig geworden sein (was auch ziemlich unmöglich erschiene) , denn als Peuerl im Oktober desselben Jah– res „auf 14. tag nacher Horn zureisen" gedenkt, wird ihm dies wieder bewilligt, ,,Doch soll er vorher / in beysein H(errn) Zehetners, d(as) Orgl– werckh besichtig(en}, / vnnd d(ann) noch hinderstelligen Mangl an demsel- / ben, vnd wie wolche zum Bstand zu werd(en), den / Orglmacher nach Notturfft informieren" (RP) . Der Erbauer dieser neuen Orgel war ohne jeden Zweifel aus Steyr selbst : Zum einen wäre es kaum möglich gewe– sen, in derart kurzer Zeit mit einem auswärtigen Orgelbauer langwierige Verhandlungen zu führen , zum andern wird auf entsprechendes Ersuchen , Herrn [Hans] Zehetner [ein Ratsmitglied , das 1616 Bruderhausverwalter war] gestattet, daß er sich das „Holzwerck, vnd Bälge [der abgerissenen Orgel] sambt der Zuegehörung, zu seiner gelegenheit [direkt] von Orglmacher weggbring" (RP 1614 f. 337 f). Erst ein Jahr zuvor war dem „Tischler und Orgelmacher in Steyr" Georg Hackher, Besitzer des Hauses Nr. 40 (heute Berggasse 30/32 bzw. Handel-Mazzetti-Promenade 23) , dessen Vetter Ulrich Schreyer, Sohn des Leonhard Schreyer aus Gröningen (ebenfalls Orgel– macher) , nachgefolgt62 } und es spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß er mit der neuen Orgel in der Schulkirche sich zuhause als neuer Meister vorstellen wollte. Wenn auch nichts über die Dispositionen der von ihm gebauten Werke (neben Steyr 1614 auch Freistadt 1614 und Linz/ Land– hauskirche 1616) bekannt ist, läßt doch seine Herkunft aufhorchen: Grönin– gen, wo 1596 anläßlich der Einweihung der neuen , vom Halberstädter Orgelbauer David Beck 1592-96 erbauten Schloßorgel (die Michael Prae– torius spielte und offenbar sehr schätzte) ein berühmtes Organistentreffen stattgefunden hatte und das durch den mit Peuerl etwa gleichaltrigen Praetorius zu einem Mittelpunkt der zeitgenössischen Musik und Theorie geworden war63 ) . Ulrich Schreyer hat wohl nicht nur bei Hacker das Orgel– bauergewerbe erlernt62 }, sondern zweifellos auch mit seiner Heimat Grö– ningen Kontakte gehabt. Peuerl wiederum hat nicht nur den Bau der neuen Steyrer Orgel durch Schreyer beaufsichtigt, sondern auch mitgear– _beitet und in diesem Umgang sicher noch viel Handwerkliches dazugelernt. Vor allem aber mag er durch diese Vermittlung all das kennengelernt haben, was in seiner späteren Wilheringer Orgel als Gemeinsamkeiten mit Praetorius greifbar wird!61 } Zunächst ist es kein Zufall , daß er unmittelbar nach dieser „Lehrzeit ", nämlich bereits im Oktober 1614 nach Horn reist (s. o. RP 11. Oktober 1614), offenbar um Verh·andlungen zu führen . Wenn auch die Steyrer Quellen über eine weitere Beurlaubung Peuerls in der nächstfolgenden Zeit schweigen, wissen wir aus den Homer RP, daß am 13. April 1615 hier „die Orgl, so von dem Peurl renovirt, probiret worden in Beysein Jhr(o) G(naden) vnndt se(m)tlicher des Rathes" (RP). Es han– delt sich also dabei um eine neuerliche Reparatur in der Homer Stephans– kirche und keineswegs um einen angeblich von Peuerl ausgeführten Neu– bau in der Georgskirche, der in der Literatur seit nahezu hundert Jahren immer wieder behauptet wird. Dieser Irrtum geht offensichtlich auf Bur16
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