Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

,,gebraucht " würde und man ihm Autorität gewissermaßen als Orgelsach– verständ iger bescheinigte, hätte Peuerl doch schmeicheln müssen , und wenn es ihm nur um eine Verbesserung seiner materiellen Lage gegangen wäre, hätte er auch hier versuchen können, aus dem Angebot aus Steyr Kapital zu schlagen. Daß aber Peuerl „ettlicher Bedenkhung halben ganz und gar" ablehnte, ja es offenbar sogar sehr eilig hatte, muß daher andere, unbekannte Gründe gehabt haben . Wahrscheinlich lagen sie - immerhin nennt sie Peuerl in BR 3 „genugsambe Ursachen" - primär im persön– lichen Bereich (die Aussicht, weiterhin mit Tydeus Kontakt zu haben , könnte zumindest mitgespielt haben). Eine große Rolle bei der Berufung Peuerls nach Steyr wird stets Isaac Spannesberger beigemessen . Dieser war als Sohn des 1583 gestorbenen Messerhändlers Abraham Spannesberger gebürtiger Steyrer, bis 1601 unter dem Rektor Matthias Anomaeus Schul-Collega an der Evangelischen Land– schaftsschule in Linz und ab 1608 in gleicher Funktion in Steyr tätig .46 ) Wann er in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, ist nicht bekannt, doch dürfte 1601 am wahrscheinlichsten sein . Er führte gemeinsam mit einem gewissen Colman (Cosmas Mann?) das Geschäft eines Messerhändlers und Gastgebs, das offenbar nach dem Tod des Vaters eine Zeitlang die Mutter geführt hatte47 ) , weiter, war als solcher Besitzer des Hauses Berggasse 59 (heute Stadtplatz 42) und lange Zeit einflußreicher Ratsherr von Steyr. Erscheint es auf den ersten Blick unmöglich, daß Spannesberger Peuerl nicht gut gekannt habe und wären in der Folge persönliche Inter– essen zu vermuten, als er ihn im Stadtrat als Organisten vorschlug , so scheint bei näherer Betrachtung wiederum wahrscheinlich , daß die Initiative von Tydeus ausgegangen ist (indem er bei sich bietender Gelegenheit dem Ratsherrn, dem man als „ Fachmann " die Angelegenheit übertragen hatte, Peuerl „ offerierte "). Diese Annahme erklärt sowohl den unterwürfi– gen und nicht gerade auf persönliche Freundschaft deutenden Ton in Peuerls Brief an Spannesberger (BR 3) , als auch die Tatsache, daß man der Einfachheit halber in Briefen an Tydeus (BR 2, 5) auch die gleich– gelagerte Sache Peuerl zu regeln trachtete. Wenn später Spannesberger und dessen Frau in Steyr als Taufpaten von Peuerls Kindern (und zwar früher als für Tydeus) fungieren, wäre dies als Versuch , diese näher an sich zu binden - was sowieso nicht bei jedem Mitglied des Rats ohne weiteres mäglich war, wohl aber bei einem mit Schulfragen befaßten - hinreichend begründet. (Andernfalls wäre als möglicher Anknüpfungspunkt für eine älter datierende Bekanntschaft zwischen Peuerl und Spannesber– ger am ehesten eine gemeinsame Studienzeit oder Tätigkeit denkbar. Da man erstere von beiden Persönlichkeiten nicht kennt, letztere nur vor 1601 in Linz in Frage käme, wobei sie für Peuerl ein bislang kaum zu stützender Aufenthalt in Linz ergäbe, bliebe hiezu nur die Spekulation) . Eine wesentliche Rolle sowohl für Spannesbergers Tätigkeit an der Schule als auch für Peuerl hat schließlich der Rektor der Lateinschule Egydius Weixelberger gespielt. Der gebürtige Regensburge r war 1608 nach Steyr gekommen und hatte 1609 einen Ruf nach Linz abgelehnt.48 ) Vorher scheint er in Wels tätig gewesen zu sein, denn hier wurden offenbar seine 12

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