Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

geradezu als auslösend angesehen , daß ein Jahr zuvor in S'teyr der Orga– nist sich beim Rat beschwert hatte, als der Thurner ihm bei Hochzeiten und anderen Gelegenheiten ins Handwerk pfuschte (also die umgekehrt gelagerte Beschwerde gegenüber der oben zitierten in Horn 1604). Der Rat gab ihm zwar zum Teil recht, hielt ihm aber seinerseits Unzufriedenheit wegen dessen Dienstauffassung vor - kurzum, es kam zu Auseinander– setzungen zwischen dem Rat und dem Organisten, und man hätte 1609 nur die allgemeine Umgruppierung in der Ämterbesetzung als willkommene Gelegenheit angesehen , ,,sich auch um einen neuen Organisten umzu– sehen " .41 ) (Dabei hätte man, der Einfachheit halber, gleichzeitig mit zwei Männern aus derselben Stadt - eben Tydeus und Peuerl - verhandelt) . Wie gerne Peuerl im Ernstfall volle Kriegsausrüstung getragen hätte, wis– sen wir nicht; ebenso, ob er bei den Horner Schützen wirklich als voll– wertiges Mitglied oder doch hauptsächlich als Musiker tätig war. Immer– hin wollen diese Belege nicht ganz zu dem romantischen Bild von dem die Ruhe suchenden Künstler bzw. Gelehrten passen. Weiters ist eine Tat– sache, daß der Ruf an Tydeus lange vor Peuerl , nämlich bereits 1608 ergangen war.42 ) Und wenn beide letztlich zur gleichen Zeit ihren Dienst in Steyr antraten, bedeutet dies zunächst nur, daß sich die Verhandlungen mit Tydeus längere Zeit hinzogen, während Peuerl die Angelegenheit sehr rasch regeln konnte. Dasselbe zeigt der Briefwechsel: während die offi– zielle VocaHo (BR 1) mit 22. August 1609 datiert ist, meldet Peuerl schon Tage vorher (nämlich in BR 3 vom 17. August 1609), daß der Puchheimer sein Entlassungsgesuch ungnädig aufgenommen habe (und daß er sogar fürchte, er würde ihn nun bei seinen künftigen Brotgebern anschwärzen) . Peuerl hatte dieses also nur auf mündliche Zusagen hin gestellt. Zu dieser Eile mag beigetragen haben , daß Peuerl die Verstimmung zwischen dem Rat und dem Organisten von Steyr ausnutzen wollte. Ebenso dürfte zum einen nahe liegen, daß man erst über die Verhandlungen mit Tydeus auch mit Peuerl in Kontakt gekommen war. Es spricht also alles dafür, daß eher Tydeus Peuerl nach Steyr „ mitgebracht " habe, als daß umgekehrt dieser am Weggang von jenem aus Horn schuld sei. Diesen wahren Sach– verhalt gegenüber der Beschuldigung durch den Herrn von Puchheim aufzuklären, hat sich Peuerl natürlich in seinem Brief (BR 3) wohl gehütet, ist dieser doch offensichtlich geschrieben, seine Position in Steyr zu ver– bessern: Der Herr habe sein Abschiedsgesuch ungnädig aufgenommen und wolle ihn nicht weglassen, weil man auch in Horn die Landschafts– schule wieder errichten43 ) und (in der 1593-98 von Puchheimern auf dem Hauptplatz erbauten St. Georgskirche) eine Orgel errichten wolle. Da er davon etwas verstehe, bedürfe man seiner jetzt mehr denn je. Ja, der Puchheimer habe Peuerl sogar angeboten, ihn bei der Landschaft unter– zubringen, wo er „eine guete und ansehnliche Besoldung haben khunte" (BR 3) . Auf der anderen Seite ist nicht anzunehmen, Peuerl hätte dies alles frei erfunden. Vielmehr wird es sich um die persönlich gefärbte Dar– stellung realer Grundlagen handeln . Und dabei kann nur mit Vorurteilen gegenüber dem letzten Puchheimer44 ) (der an anderer Stelle geradezu als leutselig geschildert wird45 )) auf dessen tyrannisches Verhalten geschlos– sen werden , aus dem es zu fliehen gegolten hätte. Im Gegenteil : daß er 11

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