Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Als Bürger war es Zetl möglich, durch Wahl in die verschiedenen Ratsgremien mit Recht von Sitz und Stimme zu kommen und darüber hinaus Stadtämter zu übernehmen. Von 1625 bis zu seinem Tode im Jahre 1660 ist Jakob Zetl fast ohne Unterbrechung in den Rats- und Ämterlisten der Stadt Steyr zu finden. Zetl war ein aufrechter Katholik, nicht nur in den Zeiten der Gegenreformation sondern auch damals, als Steyr gänzlich lutherisch war bzw. im Bauernkrieg von 1626, wo Anhänger der damals als orthodox geltenden Religion wahrlich kein leichtes Leben hatten und sogar um Leib und Gut fürchten mußten. Jakob Zetl war nicht nur standhaft in der Ausübung und Beibehaltung seines gewählten Glaubens, sondern es zeugte auch von besonderer persönlicher Tapferkeit, daß Zetl als Katholik nicht wie der damalige Bürgermeister, der Stadtrichter, der Stadtschreiber und der Stadtanwalt sowie bedeutende Bürger vor dem herannahenden Bauernheer Reißaus nahmen, sondern wie seine katholischen Gesinnungsfreunde Marx Wuschletitsch, Simon Beck, Georg Dill, Hans Lutz, Adam Putzer und Stephan Ganzeder in der bedrohten und später besetzten Stadt verblieb.4) Jakob Zetl, nahm auch an der Ratssitzung teil, wo Wolf Madlseder „alles Regiments vnd Gewalts“ übernommen hatte — so Zetls eigene Worte. Auch an späteren Sitzungen des numerisch verkleinerten und dann durch die Aufnahme von Bauernvertretern ergänzten Rates nahm Zetl teil.5) Am 30. Mai besuchte er den Pfingstgottesdienst in Behamberg — in der damaligen Situation ein sehr riskantes Verhalten ! Am 1. Juni 1626 vermied er die Leistung des Treueides an die Bauern, indem er sich rechtzeitig heimlich entfernte.6) über die Verhandlungen der Ständeausschüsse zeigt sich Zetl gänzlich uninformiert oder er hielt sie nicht für erwähnenswert, desgleichen auch später über die Ereignisse in Enns im September 1626 sowie über das Datum der Verhaftung von Madlseder und Dr. Holzmüllner. Gefährlich für Jakob Zetl und für die anderen wenigen in der Stadt verbliebenen katholischen Bürger wurde es gegen Ende Juli 1626, als die schlechte strategische Lage, das Stocken des Bauernaufstandes und das Herannahen kaiserlicher Truppen die Landleute radikalisierte. Die katholischen Bürger in Steyr ließen sich nicht sehen. Am 5. August 1626 bekam Jakob Zetl über den Barbier Hans Lutz Verbindung mit dem kaiserlichen Obersten von Auersperg in Enns. In diesem Zusammenhang kam Zetl am 17. August durch aufgehetzte Bauern selbst in Lebensgefahr. In dieser ausweglosen Situation bewies Jakob Zetl Humor. Als ihm angedroht wurde, man werde ihm den Kopf spalten, Nase und Ohren abschneiden, bat Zetl, „sie sollten ihm nur die Nase stehen lassen, die Ohren wolle er gern hergeben !“7) Am 3. und 4. September 1626 kehrten die geflohenen Vertreter der Stadtverwaltung wieder in die befreite Stadt zurück.8) 90

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