Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

zu gewinnen. Die Städte gaben vor allem dem Prälatenstand die Schuld am Ausbruche der Unruhen und verschanzten sich bezüglich der an sie gestellten Forderungen hinter große finanzielle Schwierigkeiten.3) Nach der Bildung eines Bauernbundes um die Mitte des Juni 1525 versuchten die Stände energisch die Hilfe der Städte zu erreichen. Am 17. Juni 1525 erschienen über Befehl des Landeshauptmannes Cyriakus von Polheim Achaz von Losenstein und der Pfleger Eberhard Marschall von Reichenau in Steyr um den Forderungen nach Einquartierung und Verpflegung des aufgebotenen Kriegsvolkes Nachdruck zu verleihen. Der Rat der Stadt lehnte wiederum ab, mit dem Argument, die Auseinandersetzungen mit den Bauern betreffen ausschließlich die Adeligen und die Prälaten. Nur wenn das landesfürstliche Kammergut Schaden erleide, werde die Stadt tatkräftigen Beistand leisten.4) Vor der klärenden Zusammenkunft am 29. Juni 1525 in Steyr trafen Bürgermeister und Richter Maßnahmen, die die Ordnung in der Stadt sichern sollten. Ein Schreiben des Erzherzog Ferdinands vom 25. Juni 1525 hatte der Stadt Steyr schwere Strafen angedroht, wenn sie die ständischen Truppen nicht unterstützen sollte. Die Delegation aus der Steiermark konnte an der Tagung in Steyr nicht teilnehmen, weil sie in Kastenreith an der Enns von Bauern angegriffen wurde und sich zurückziehen mußte. Unter dem Schutz einer bewaffneten Gruppe von Steyrer Bürgern und Dienstleuten der Herrschaft Steyr konnten die Steirer in die Eisenstadt reisen. Trotzdem scheint es in Steyr zu keinen Verhandlungen gekommen zu sein, denn es wurde eine neue Zusammenkunft für den 12. Juli nach Wiener Neustadt einberufen. Nach dem Sieg der Bauern unter Michael Gruber am 3. Juli 1525 in Schladming, zog eine Gruppe von zweihundert Bauern, von der Steyrer Bürgerschaft ungehindert, durch die Stadt. Diesem Durchzug scheinen Verhandlungen mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt Steyr. Coloman Dorninger, vorausgegangen zu sein.5) Die Erfolge der Bauern ermutigten unzufriedene Stadtbürger zu Aktionen gegen den Stadtrat. Von dieser überraschend großen Gruppe wurden an den Rat der Stadt folgende Forderungen gestellt : 1) Bei der Veranschlagung der Steuern sollten aus der „Gmain“ jedes Stadtviertels zwei bis drei Bürger dem Rat „adiungieret“ — und 2) sollen den Bürgern die Freiheiten der Stadt aus dem Jahre 1499 verlautbart werden. Beschwerden gegen den Rat der Stadt waren zu dieser Zeit berechtigt, weil die Ratsmitglieder — aus reichen Handelsfamilien stammend — den größten Einfluß auf die Beschlüsse hatten und diesen mitunter zum eigenen Vorteil ausnutzten. 6

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